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04. DAS LEBEN MUHAMMADS NACH IBN HISCHAM

2 - DER BEGINN DES ISLAM BEI MUHAMMAD (610 bis 615 n.Chr.)

Muhammads Prophetentum -- Die Entstehung der islamischen Urgemeinde -- Der Widerstand der Mekkaner -- Die erste Auswanderung nach Abessinien.



2.01 -- TEIL II - Der verfolgte Prophet in Mekka

2.02 -- Muhammads Prophetentum

2.02.1 -- Wie Muhammad den Streit um den heiligen Stein in Mekka schlichtete

Als Muhammad fünfunddreißig Jahre alt war, beschlossen die Quraischiten, die Ka'ba wieder aufzubauen. Sie war nicht höher als ein Mann und bestand aus übereinandergeschichteten Steinen. Doch scheuten sie sich, sie einzureißen. Sie wollten die Wände hochziehen und bedecken; denn der Schatz, der in einem Brunnen im Innern der Ka'ba verborgen lag, war gestohlen worden. Man hatte ihn bei Duwaik, einem Freigelassenen der Banu Mulaih, wieder gefunden. Man nimmt aber an, daß andere ihn gestohlen und bei Duwaik versteckt hatten. Kurz zuvor hatte ein Sturm das Schiff eines griechischen Kaufmanns an die Küste von Djidda geworfen, wo es zerbrach. Die Araber hatten sein Holz herbeigeschafft und wollten es zum Bau des Daches der Ka'ba verwenden. Außerdem fand sich in Mekka ein Kopte,* der von Beruf Zimmermann war und ihnen das Holz für das Dach bearbeitete.

* Es war ein koptischer Christ, der das Dach der Ka'ba in Mekka gezimmert hat! Die seßhaft gewordenen Beduinen waren der Zimmermannsarbeiten unkundig.

Im Brunnen der Ka'ba, in den man täglich Speisen warf, wohnte eine Schlange. Sie lag gern auf der Mauer der Ka'ba und sonnte sich. Man fürchtete sie sehr. Sobald sich jemand ihr näherte, erhob sie sich, zischte und sperrte den Schlund auf. Eines Tages, als sie sich wie gewöhnlich auf der Mauer der Ka'ba sonnte, schickte Allah einen Vogel, der sie wegschleppte. Da sprachen die Quraisch: “Wir hoffen, daß Allah unsere Absicht billigt. Wir haben einen Zimmermann als Freund; wir haben Holz, und nun hat uns Allah auch vor der Schlange Ruhe verschafft.”

Die Quraisch teilten nun den Bau der Ka'ba unter sich auf. Die Seite, an der sich die Tür befand, fiel den Söhnen Abd Manafs und Zuhra zu; der Teil zwischen dem schwarzen und dem jemenitischen Pfeiler den Banu Makhzum und anderen zu ihnen gehörenden Stämmen von Quraisch; der hintere Teil der Ka'ba den Banu Djumah und Sahm, den Söhnen Amrs, die nördliche Mauer “der Hatim”, den Banu Abd al-Dar ibn Qusai, den Banu Asad ibn Abd al-'Uzza und den Banu 'Adi ibn Ka’b.

Aber immer noch scheuten sich die Männer, die Ka'ba einzureißen. Da sagte al-Walid ibn Mughira: “Ich will den Anfang machen!” Er nahm seine Hacke, stellte sich vor die Ka'ba und rief: Allah, laß kein Unglück über uns kommen. Allah, wir wollen nur Gutes!”

Damit fing er an, die Mauer bei den beiden Pfeilern einzureißen. Die anderen warteten die ganze Nacht und sagten: “Wir wollen sehen, ob ihm ein Unglück widerfährt. Wenn ja, lassen wir es sein, wenn nicht, so billigt Allah unser Vorhaben.”

Am folgenden Morgen, als al-Walid mit dem Einreißen fortfuhr, folgten auch die andern seinem Beispiel. Als man auf die Grundsteine stieß, die noch von lbrahim (Abraham) stammten,* waren sie mit einer grünlichen Farbe überzogen und hatten die Form eines Kamelhöckers. Sie waren fest übereinandergeschichtet. Ein Quraischite, der ebenfalls mit dem Einreißen beschäftigt war, hatte einen großen Hebel zwischen zwei Steine geschoben, um den einen zu lockern und herauszubrechen. Als der Stein zu wanken anfing, erbebte ganz Mekka. Man ließ daher die Grundsteine unverrückt, sie blieben an ihrem Ort.

* Hierbei handelt es sich offensichtlich um eine Legende. Abraham war nie in Mekka.

In einem der Pfeiler fanden die Quraisch eine syrische Inschrift, die niemand entziffern konnte, bis sie ihnen ein Jude vorlas. Sie lautete: “Ich bin Allah, der Herr von Mekka. Ich habe diese Stadt an dem Tag geschaffen, als ich Himmel und Erde schuf, Sonne und Mond bildete und habe ihr sieben Engel als Schutz gegeben. Sie wird so lange bestehen wie die beiden Berge, die sie umgeben. Ihre Bewohner werden durch Wasser und Milch gesegnet.”

Laith ibn Abi Sulaim behauptet, man habe vierzig Jahre vor der Sendung Muhammads einen Stein in der Ka'ba gefunden, auf welchem geschrieben war: “Wer Gutes sät, erntet Segen, wer Böses sät, erntet Reue. Wollt ihr für schlechte Handlungen mit Wohltaten belohnt werden? So wenig wie von Dornen Trauben gepflückt werden können.”*

* Vielleicht liegt hier ein abgewandeltes Wort Jesu vor (Matthäus 7,16).

Die Quraischiten trugen nun die Steine zum Bau der Ka'ba zusammen. Jeder Stamm arbeitete für sich. Sie bauten, bis sie an die Stelle des heiligen Steines kamen. Da entspann sich ein Streit. Jeder Stamm wollte die Ehre und das Vorrecht besitzen, ihn wieder einzulegen. Bald zerstritten sie sich, schlossen Bündnisse und bereiteten sich zum Kampf vor.

Die Banu Abd al-Dar brachten eine Pfanne mit Blut herbei und schlossen ein Bündnis mit den Banu 'Adi. Dabei schworen sie sich Treue bis zum Tod, indem sie ihre Hände in das Blut tauchten, das in der Pfanne war. Sie wurden daher “Blutlecker” genannt. Dieser Streit dauerte vier oder fünf Tage. Dann versammelten sich alle in der Moschee und berieten miteinander. Da trat Abu Umaiyya ibn al-Mughira hervor, der damals der Älteste unter den Quraisch war, und machte den Quraisch den Vorschlag, denjenigen als Schiedsrichter anzuerkennen, der zuerst in die Moschee treten würde.

Sie willigten ein, und der erste, der eintrat, war Muhammad. Als sie ihn sahen, riefen sie: “Der ist uns recht, er ist der Wahrhaftige.”

Sie trugen ihm die Streitsache vor. Da ließ er sich ein Tuch bringen und legte den Stein mitten darauf. Dann ließ er einen aus jedem Stamm das Tuch fassen, den Stein gemeinsam aufheben und bis an den Ort tragen, wo er eingefügt werden sollte. Er legte ihn dann selbst an seine alte Stelle, und der Bau konnte fortgesetzt werden.*

[* Die vermittelnde Hilfe Muhammads bei der Ka'baerneuerung in Mekka steht der Tempelreinigung Jesu gegenüber, der die Händler und Kaufleute aus dem Tempel in Jerusalem trieb, um ihn für die Anbetung Gottes zu reinigen (Johannes 2,13-22). Darüber hinaus verkündete Jesus, daß seine Feinde den Tempel abreißen, er ihn aber in drei Tagen wieder aufbauen werde (Matthäus 26,61; 27,40). Er meinte damit seinen Tod und die Auferstehung seines Leibes, welcher der wahre Tempel Gottes ist.
Muhammad ließ den alten Tempelkult bestehen, befestigte den Schwarzen Stein in der Ka'ba und integrierte die heidnische Pilgerfahrt in das Gesetz des Islam. Jesus aber schuf mit seiner Gemeinde einen neuen Tempel, in dem Gottes Geist wohnt.
Muhammad tolerierte die Ka'ba mit ihren Götzen solange, bis er die Stadt mit seinem Heer eroberte. Dann reinigte er den Tempelbesitz von seinen Götzen, ließ aber den Schwarzen Stein in der Ka'ba eingemauert und küßte ihn.
-]

Zur Zeit Muhammads war die Ka'ba je achtzehn Ellen lang, breit und hoch. Sie war mit ägyptischer Leinwand und später mit gestreiftem Baumwollstoff bedeckt. Al-Hadjdjadj ibn Yusuf war der erste, der sie mit Seidenstoff überspannte.

2.02.2 -- Vom Glauben an Djinn in Mekka

Die jüdischen Rabbiner, die christlichen Priester und die Wahrsager unter den Arabern hatten bereits zu ihrer Zeit von Muhammad gesprochen. Die Rabbiner verkündeten, was sie in ihren Schriften über ihn und seine Zeit gefunden hatten. Die Wahrsager gaben weiter, was böse Djinn* (Geister) von ihm verstohlenerweise gehört hatten, ehe Sterne auf sie geschleudert wurden (Sternschnuppen).

* lbn Hischam bezeichnet hier die Djinn als böse Geister, obwohl sie vorgaben, Geheimnisse über Muhammads Sendung zu kennen.
Der Islam spricht von zwei verschiedenen Arten von Djinns, den bösen und den guten. Die letzteren hatten den Qur’an angenommen und waren Moslems geworden!

Die Wahrsager und Wahrsagerinnen verbreiteten mancherlei Andeutungen über Muhammads Erscheinen, aber die Araber zeigten daran kein Interesse, bis das Gesagte sich bestätigte. Nun kamen sie zur Einsicht. Als dann die Ankunft des Gesandten Allahs nahe war, konnten die bösen Djinn nichts mehr erlauschen. Sie durften nicht mehr an ihre früheren Plätze zurückkehren, wo sie gelauscht hatten und deshalb Sterne auf sie herabgeschleudert worden waren. Daran merkten sie, daß nun eingetroffen sei, was Allah zuvor beschlossen hatte. Allah offenbarte seinem Propheten diese Geschichte der Djinn (Sure al-Djinn 72,1-3): “Sprich! Mir ist geoffenbart worden, daß einige Djinn gelauscht und gesagt haben, wir haben einen wunderbaren Qur’an (Vortrag) gehört, der zur Wahrheit leitet. Wir haben daran geglaubt. Wir werden unserm Herrn keinen Teilhaber zur Seite stellen, denn unser Herr, der Erhabene, ist allein allmächtig. Er hat weder eine Gattin noch einen Sohn.”*

* Eine andere Tradition verlegt diese Begegnung Muhammads mit den Djinn in die Zeit nach seiner Abweisung von den Bewohnern Ta'ifs.

Als die Djinn den Qur’an vernahmen, wußten sie, weshalb sie nicht mehr lauschen durften. Die Offenbarung sollte nicht durch verschiedenartige Nachrichten vom Himmel unverständlich und zweifelhaft gemacht werden. Nun glaubten auch die Djinn und predigten* ihren Gefährten: “Wir haben von einem Buch gehört, das nach Mose erschienen ist und das bestätigt, was ihm geoffenbart wurde. Es führt zur Wahrheit und weist den geraden Weg” (Sure al-Ahqaf 46,30).

* Die moslemischen Djinn erweisen sich als eifrige Missionare für die Ausbreitung des Islam.

Muhammad ibn Muslim ibn Schihab al-Zuhri hat es von Ali ibn Husain ibn Ali ibn Abu Talib, der es wiederum von Ansar gehört hat. Muhammad habe sie gefragt: “Was denkt ihr über die geschleuderten Sterne?” Sie antworteten: “Wir dachten, ein König sei gestorben oder auf den Thron erhoben worden, ein berühmtes Kind sei geboren oder gestorben.” Da erwiderte Muhammad: “Das stimmt nicht, sondern Allah hat etwas über seine Geschöpfe verhängt. Das hörten die Träger des Thrones und priesen ihn. Die untergeordneten Engel folgten ihrem Beispiel. So breitete sich der Lobpreis bis in den untersten Himmel aus.” Nun wollte einer vom andern wissen, weshalb sie Allah gepriesen hätten. Sie erhielten die Antwort: “Weil die Oberen ihn loben.” Nun fragte man die Oberen bis hinauf zu den Trägern des Thrones. Wenn diese dann Allahs Beschluß mitteilten, so kam die Antwort wieder stufenweise herunter bis in den untersten Himmel. Hier lauschten die bösen Djinn und faßten manches verkehrt oder falsch auf. Diese gingen zu den Wahrsagern auf der Erde und führten sie teils in die Irre, teils sagten sie ihnen das Richtige. Die Wahrsager gaben es weiter und verbreiteten so manchen Irrtum und manche Wahrheit. Daraufhin hielt Allah die Djinn fern, indem er Sterne auf sie schleudern ließ. Auf diese Weise wurde die Wahrsagerei beendet.*

* Die Djinn werden als mediale Geister verstanden, die durch Menschen (Medien) reden. Bei den Quraischiten waren solche besessenen Medien bekannt. Okkulte Kontakte und Belastungen waren üblich und bestehen bis heute noch in islamischen Ländern.

2.02.3 -- Begegnungen mit Juden*

Salama ibn Salama erzählte: “Ein Jude, der ein Schutzgenosse der Banu Abd al-Aschhal war, suchte diese eines Tages auf – ich war damals noch einer ihrer Jüngsten, trug ein Oberkleid und lag vor der Wohnung meiner Familie – und sprach von der Auferstehung, vom Gericht, von der Waage, vom Paradies und von der Hölle. Die Polytheisten und Götzendiener, die an keine Auferstehung glaubten, entgegneten ihm: Glaubst du wirklich, daß die Menschen nach dem Tode wieder auferweckt werden und in eine Welt kommen, in der es eine Hölle und ein Paradies gibt, und daß ihnen dann nach ihren Taten vergolten wird?”’**

* Zahlreiche Juden lebten seit ihrer Vertreibung im Jahre 70 n.Chr. durch die Römer im Hidjaz, dem Westteil der Arabischen Halbinsel. Sie glaubten an den einen Gott und besaßen eine ausgereifte Liturgie in ihren Gottesdiensten. Vor allem aber besaßen sie ein Buch, aus dem sie alle Details ihres Glaubens, ihres Gesetzes und ihrer Geschichte herauslesen konnten.
** Der Glaube an die Auferstehung der Toten, an das Paradies und die Hölle wurde von den Juden an Muhammad weitergegeben. Etwa 70 Prozent der Texte des Qur’ans enthalten verzerrt wiedergegebene Geschichten und Gesetze aus dem Alten Testament.

Er erwiderte: “Jawohl, bei dem, bei welchem man schwört,” und fügte den Wunsch hinzu, er wolle sich lieber in den größten geheizten und verschlossenen Ofen sperren lassen, wenn er dadurch vor dem ihm bestimmten Feuer der Hölle bewahrt werden könne.

Einige Jahre vor dem Islam hatte sich ein Jude aus Syrien namens Ibn al-Hayyaban bei uns niedergelassen, der, bei Allah, der beste unter denen war, die das fünfmalige Gebet nicht verrichteten. Immer, wenn wir Regenmangel hatten, gingen wir zu ihm und baten ihn, von Allah Regen zu erflehen.* Erforderte uns dann stets auf, vorher Almosen zu geben, und wenn wir ihn fragten wieviel, antwortete er: “Ein Saa'** Datteln oder zwei Mudd Gerste.” Sobald wir diese Dinge herbeigebracht hatten, ging er mit uns aufs Feld und flehte Allah um Regen für uns an. Und, bei Allah, kaum hatte er sich erhoben, als eine Wolke vorüberzog, die ihr kostbares Naß über uns ausschüttete. Dies geschah häufiger. Als seine Todesstunde herannahte, fragte er seine Volksgenossen: “Weshalb habe ich nach eurer Meinung mein fruchtbares Land verlassen und bin in dieses karge Land eingewandert?” Sie erwiderten: “Du weißt es besser!” Da fuhr er fort: “Ich bin hierher gekommen, weil ich auf einen Propheten gewartet habe, dessen Zeit bald kommen wird, und in diesem Land wird er erscheinen. Ich habe auf sein Kommen gewartet, um ihm zu folgen. Nun ist seine Zeit nahe. Laßt euch nicht von anderen verleiten, denn er wird das Blut seiner Gegner vergießen und ihre Kinder gefangennehmen. Nichts kann euch gegen ihn schützen.”

* Regengebete sind in der islamischen Welt, besonders im Nahen Osten, auch heute noch eine weit verbreitete Praxis.
** Ein Saa' ist ein Hohlmaß, das vier Mudd aufnehmen konnte. Seine Grösse variierte in den verschiedenen Gebieten.

Als Muhammad später die Banu Quraiza belagerte, sagten jene Männer, die damals noch jung gewesen waren: “O ihr Söhne Quraizas! Bei Allah, das ist der Prophet, den euch Ibn al-Hayyaban verheißen hat*!” Jene aber entgegneten: “Er ist es nicht!”

* Das weitere Warten der Juden – auch nach Jesu Kommen – auf den Messias bzw. auf den Propheten, den Mose geweissagt hatte (5. Mose 18,15), brachte Muhammad auf die Idee, daß er selbst dieser verheißene Prophet sei. Dabei steht an der betreffenden Stelle ausdrücklich, der Messias werde aus dem Volk Israel stammen: “aus dir und aus deinen Brüdern”.

2.02.4 -- Die Gottsucher (Hanifen)

Einst hatten sich die Quraisch auf einem ihrer Feste um einen ihrer Götzen versammelt, den sie verehrten, dem sie Opfer brachten, bei dem sie sich aufhielten und den sie bei Prozessionen mit sich führten. Es war an einem Festtag, den sie alljährlich feierten. Vier Männer jedoch hielten sich fern und schlossen insgeheim einen Freundschaftsbund miteinander. Es waren Waraqa ibn Nawfal, 'Ubaid Allah ibn Djahsch, Uthman ibn al-Huwairith und Zaid ibn Amr. Einer sagte zum andern: “Wir wissen, bei Allah, daß unser Volk nicht den rechten Glauben hat. Sie haben die Religion ihres Vaters Abraham verfälscht. Wie sollen wir einen Stein umkreisen, der weder hört noch sieht, der weder nützen noch schaden kann? Wir suchen uns einen anderen Glauben. Der überlieferte taugt nichts.” Sie zerstreuten sich hierauf in verschiedene Länder, um den wahren Glauben Abrahams zu erforschen.*

* Die Zweifel am Animismus und an versteinerten Seelen (Götzen) regten sich in Mekka schon vor Muhammad. Deshalb ist es ein fragwürdiger Kompromiß, daß Muhammad in die Liturgie der islamischen Pilgerfahrt das Umkreisen und Küssen des Schwarzen Steines wieder aufgenommen hat. Dies bedeutet einen Rückfall ins finsterste Heidentum.

Waraqa ibn Nawfal vertiefte sich in das Christentum und studierte die Bücher der Christen, bis er mit der Wissenschaft der Buchbesitzer vertraut war.

* Waraqa ibn Nawfal war ein Neffe des Onkels von Khadija, der Frau Muhammads. Er war der Vorsteher einer kleinen christlichen Gemeinde in Mekka und hat zweifellos einen gewissen Einfluß auf Muhammad gehabt. Er soll versucht haben, die Schriften des Alten Testaments ins Arabische zu übersetzen.

'Ubaid Allah ibn Djahsch blieb bei seinen Zweifeln, bis er sich zum Islam bekehrte. Dann wanderte er mit seiner Frau Um Habiba, einer Tochter Abi Sufyans, nach Abessinien aus. Als sie dort lebten, bekehrte er sich zum Christentum und starb als Christ. Nachdem 'Ubaid Allah ibn Djahsch Christ geworden war, sagte er zu seinen Gefährten, die mit ihm nach Abessinien ausgewandert waren: “Wir haben die Wahrheit klar erkannt. Ihr aber sucht sie noch und habt noch nichts gesehen.” Er gebrauchte dabei einen Ausdruck, der verwendet wird, wenn ein junger Hund zum erstenmal die Augen öffnet und dabei noch nicht klar sieht. Später heiratete Muhammad die Witwe 'Ubaid Allahs.* Dazu schickte er Amr ibn Umaiyya al-Damri zu dem Fürsten von Abessinien und ließ um sie werben. Der Fürst nahm die Werbung gegen eine Morgengabe von 400 Dinaren an.

* Das Ringen um die Erkenntnis des wahren Gottes ging mitten durch die Reihen der Moslems hindurch. Sie hörten das deutliche Zeugnis eines der Ihrigen, der Christ geworden war. Vielleicht wollte Muhammad aus erster Hand die Beweggründe zum Übertritt eines Moslems zu den Christen kennenlernen, als er die Witwe des Konvertiten, Umm Habiba, eine Tochter Abu Sufyans, heiratete.

Uthman ibn al-Huwairith kam zum Kaiser von Byzanz, wurde Christ und gelangte bei ihm zu hohem Ansehen.*

* Am Hof des Kaisers von Byzanz dürften Spuren der Kenntnis Muhammads und des Islam existiert haben. Uthman wird aus der Ferne die Entwicklung in Mekka und Medina verfolgt und seine Gönner unterrichtet haben.

Zaid ibn Amr nahm weder das Judentum noch das Christentum an. Allerdings hat er den Glauben seines Volkes aufgegeben. Er hielt sich fern von jeglichem Götzendienst, vom Genuß toter Tiere sowie solcher, die Götzen geopfert wurden und vom Genuß von Blut. Auch verurteilte er den Brauch, Mädchen lebendig zu begraben.* Er sagte: “Ich bete den Herrn Abrahams an,” und tadelte laut die Fehler seines Volkes. Hischam ibn 'Urwa hat mir von seinem Vater berichtet, der von seiner Mutter Asma', der Tochter Abu Bakrs gehört hat, wie sie sagte: “Ich habe Zaid ibn Amr gesehen, wie er als Greis seinen Rücken an die Ka'ba lehnte und sagte: Gemeinde Quraisch! Bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, außer mir ist keiner von euch im Glauben Abrahams.” Dann fuhr er fort: “Allah, wüßte ich, in welcher Weise es dir am liebsten ist, angebetet zu werden, ich würde es tun; aber ich weiß es nicht.” Dann fiel er anbetend auf seine Hände nieder.”

* Der koranische Hinweis auf die Tötung von Mädchen als Kleinkinder findet sich in Sure al-Takwir 81,8-9.

Zaid hat über seinen Abfall vom Glauben seines Volkes und über das, was er deshalb zu erdulden hatte, folgende Verse gedichtet:

Soll ich an einen Gott glauben oder an tausend Götter? Dann wäre ja die Herrschaft geteilt. Ich habe der Lat und Uzza entsagt.* So handelt der Starke, der Ausdauernde. Ich glaube weder an Uzza noch an ihre beiden Töchter. Auch besuche ich die beiden Götzen der Söhne Amrs nicht. Ich glaube auch nicht an den Götzen Ghanm, der unser Herr war, als ich ins Jünglingsalter trat. Ich erstaunte – aber in der Nacht setzt uns manches in Staunen, was bei Tag der Sehende begreift –, daß Allah viele Männer vertilgt hat, die ruchlos waren und wie er fromme erhalten hat. Allah läßt Kinder groß und stark werden. Wenn ein Mann sich auch verfehlt, so kann er sich doch eines Tages bekehren, so wie ein vom Regen befeuchteter Zweig wieder aufblüht. Ich bete meinen Herrn, den Barmherzigen, an, damit er, der Erbarmer, mir meine Sünden vergebe. Bleibt in der Furcht vor Allah, eurem Herrn, dann geht ihr nicht zugrunde. Du wirst sehen wie Gärten den Frommen als Wohnung zugewiesen werden, den Ungläubigen aber brennendes Höllenfeuer. Schmach im Leben finden sie und nach dem Tode, was ihnen die Brust beengt.

* Vergleiche die sogenannten satanischen Verse im Qur’an, nach denen Muhammad eine Zeitlang die Existenz einer Frau Allahs (al-Lat) und ihrer Töchter (Manat und al-'Uzza) bejahte (Suren al-Hajj 22,52-53 und al-Najm 53,19-23). Nach den Maßstäben der biblischen Prophetenprobe (vgl. dazu 5. Mose 18,20) hätte Muhammad sterben müssen.

Er reiste dann ab, um den Glauben Abrahams zu suchen und befragte Mönche und Rabbiner. Er reiste durch Mesopotamien, kam nach Mossul,** besuchte Syrien, bis er nach Maifa in der Provinz Balka kam, wo er einen Mönch fand, der, wie man annimmt, der gelehrteste Christ war. Erfragte ihn nach der wahren Religion, nach dem Glauben Abrahams. Der Mönch erwiderte: “Du suchst eine Religion, in welcher dich jetzt niemand mehr unterrichten kann, aber die Zeit ist nahe, da ein Prophet in dem Lande, aus dem du kommst, auftreten wird, der von Allah mit dem wahren Glauben Abrahams gesandt wird. Schließe dich ihm an, er wird bald auftreten, es ist an der Zeit.” Zaid hatte sich mit dem Judentum und dem Christentum bekanntgemacht, aber keine von beiden Religionen hatte ihn befriedigt. Auf der Rückreise nach Mekka zog er durch das Land der Lakhmiten. Sie fielen über ihn her und ermordeten ihn.*

* Bereits vor den Offenbarungen an Muhammad war in Mekka durch den Einfluß zahlreicher Juden und Christen bei manchen “Hanifen” (Gottsuchern) die Überzeugung gewachsen, daß die Götter, Götzen und Statuen im Tempelbereich der Ka'ba wertlos und tot seien.
** Eine nordirakische Stadt, die einst ein blühendes Zentrum der christlichen Aramäer darstellte.

2.02.5 -- Wie der Gesandte Allahs im Evangelium vorausgesagt sein soll

‘Isa ibn Maryam* hatte sich in dem von Allah geoffenbarten Evangelium, nach der Abschrift, die der Jünger Johannes zu Lebzeiten 'Isas vom Evangelium angefertigt hatte, folgendes über Muhammad ausgesprochen: “Wer mich haßt, haßt den Herrn. Hätte ich nicht vor ihren Augen Werke getan, wie keiner vor mir, so wären sie unschuldig. Sie aber wurden undankbar und glaubten, sie müßten mich wie den Herrn selbst verehren. Das Wort, das im Gesetzbuch geschrieben ist, muß jedoch erfüllt werden, daß sie mich ohne Grund hassen.** Wäre Munhamanna*** den euch Allah vom Herrn und dem Geist der Heiligkeit senden wird,**** schon hervorgetreten, so würde er Zeugnis für mich und für euch ablegen und ihr würdet es auch tun, denn ihr wart früher mit mir. Dies sage ich euch, damit ihr nicht zweifelt.”*****

* ’Isa ibn Maryam ist die islamische Bezeichnung für Jesus den Sohn der Maria.
** Teile des Johannes-Evangeliums waren in Mekka zur Zeit Muhammads bereits bekannt und in der Bevölkerung diskutiert worden (Johannes 15,23-27; 16,1).
*** Munhamanna ist eine Übersetzung des griechischen Wortes parakletos in die arabische Sprache. Es handelt sich jedoch dabei um einen Irrtum, weil das griechische Wort zwar mit arabischen Konsonanten richtig, jedoch mit falschen Vokalzeichen als periklytos geschrieben wurde. Parakletos heißt der Tröster und Beistand. Periklytos aber heißt: der Gepriesene, was der arabischen Bedeutung des Namens Muhammad entspricht. Deshalb behaupten die Moslems, Muhammad sei der Parakletos, der im Neuen Testament verheißene Tröster.
**** Die Personen der heiligen Dreieinigkeit werden an dieser Stelle noch gänzlich unreflektiert genannt: Allah, der Herr und der Geist der Heiligkeit. In der Theologie des Islam aber werden sie strikt abgelehnt.
***** Muhammad hat die Verheißung Jesu Christi (Johannes 15,26), daß er den Tröstergeist senden werde, falsch verstanden und auf sich bezogen. Kein Moslem kann akzeptieren, daß Muhammad ein Gesandter Christi ist (Johannes 14,16-17; 16,7-11)!
Es ist bezeichnend, daß Ibn Hischam sich kurz vor dem Beginn der sogenannten Offenbarungen an Muhammad mit den meist unverstandenen Splittern des Evangeliums auseinandersetzt und damit indirekt die Aussage 'Ubaid Allahs bestätigt, der vom Islam zum Christentum in Abessinien übergetreten ist.

Als Muhammad vierzig Jahre alt war, sandte ihn Allah in die Welt – als eine Barmherzigkeit von ihm für die gesamte Menschheit.* Allah hatte schon in früheren Zeiten jedem seiner Propheten die Verpflichtung auferlegt, an Muhammad zu glauben, ihn als wahrhaftig zu erklären und ihm gegen seine Feinde beizustehen. Sie sollten dies allen verkünden, die an sie glaubten und sie für wahrhaftig hielten; und sie taten, wie ihnen befohlen war.

* Der betreffende Qur’anvers wird häufig auf den Qur’an selbst und nicht auf Muhammad bezogen (Sure al-Nahl 16,89).

2.02.6 -- Die ersten Visionen Muhammads (ca. 610 n.Chr.)

'Urwa ibn al-Zubair hat von Aischa folgendes gehört: “Als Allah Muhammad ehren und sich der Menschheit erbarmen wollte, ließ er sein Prophetentum damit beginnen, daß er Erscheinungen im Traume hatte wie die anbrechende Morgenröte. Allah gewährte ihm die Neigung zur Einsamkeit. So liebte Muhammad die Einsamkeit über alles.”

Wahb ibn Kaisan erzählte, was 'Ubaid ihm gesagt hatte: “Muhammad brachte einen Monat auf Hira zu und speiste die Armen, die zu ihm kamen. Wenn der Monat zu Ende war, umkreiste er siebenmal die Ka'ba oder so oft, wie es Allah gefiel. Dann erst begab er sich in sein Haus. Als das Jahr seiner Sendung kam, ging er wie gewöhnlich mit seiner Familie im Monat Ramadan (9. Monat) nach Hira. In der Nacht, in der Allah seinen Diener mit seiner Botschaft ehrte, erschien ihm der Engel Gabriel und brachte ihm den Befehl Allahs.”

* In Galater 1,8-9 bezeichnet Paulus jeden Engel oder Geist, der nach der Offenbarung des Evangeliums durch Jesus Christus ein anderes Evangelium oder wieder eine Gesetzesreligion inspiriert, als verflucht. Es konnte deshalb nicht der Engel Gabriel sein, der Muhammad erschienen war. Aber genau dies behauptet der Islam!
Darüber hinaus wird der Engel Gabriel im Islam auch “Geist der Heiligkeit” genannt. Der koranische Heilige Geist ist also ein geschaffener Engel, niemals aber Gottes eigener Geist. Hier wird deutlich, daß im gesamten Islam und in allen Moslems kein Heiliger Geist wohnt und wirkt.

“Ich schlief,” erzählt Muhammad, “als er mir ein beschriebenes, seidenes Tuch brachte und sagte: ,Lies!’* Ich erwiderte: ,Ich kann nicht lesen!’** Da drückte er mich in das Tuch, daß ich glaubte, ich müßte sterben’*** Dann ließ er mich los und forderte mich erneut auf: ,Lies!’ Als ich wieder antwortete, ich könne nicht lesen, bedeckte er mich wieder mit dem Tuch, so daß ich beinahe den Geist aufgab. Dann ließ er mich frei und erneuerte seinen Befehl. Ich fragte nun aus Furcht, er werde mich wieder wie vorher behandeln, was ich lesen solle. Da sagte er: ‚Lies im Namen deines Herrn, der den Menschen aus einem Blutklumpen**** erschaffen hat, lies, dein Herr ist der Barmherzige, der durch die Feder den Menschen gelehrt hat, was er nicht wußte’ (Sure al-'Alaq 96,1-5). Ich rezitierte nun, und Gabriel verließ mich wieder. Danach erwachte ich, und es war, als stünden diese Worte in mein Herz eingeschrieben.

* Das Wort Qur’an, Rezitation oder das zu Lesende, ist eine Ableitung vom Grundverb qara’a, des Befehls: Lies! oder Rezitiere!: lqra’. Der Qur’an kann nicht nur gelesen oder vorgelesen, sondern auch von Analphabeten auswendig gelernt rezitiert werden (Siehe auch Theodor Nöldeke, Geschichte des Qurans, Nachdruck 1981, Georg Olms: Hildesheim, S. 31-32.).
** Muhammad war Analphabet. Er konnte weder lesen noch schreiben, Sure al-A'raf 7,157-158. Außerdem waren zu seiner Zeit das Alte und das Neue Testament noch nicht ins Arabische übersetzt. Muhammad hätte sie trotzdem jedoch nicht lesen können. Noch weniger war er in der Lage, die Bibel in ihren Ursprachen, dem Hebräischen (AT) und Griechischen (NT), zu lesen. Er hatte also keinen Zugang zu den Quellen der Wahrheit und war auf mündliche Überlieferungen angewiesen.
Jesus konnte lesen und schreiben und rezitierte Texte der Thora und der Propheten (Lukas 4,17-20) in hebräischer Sprache. Darüberhinaus ist er Gottes Wort im Fleisch und die Wahrheit in Person.
*** Die Offenbarungen an Muhammad spielten sich in keiner befreienden und gesegneten Weise ab. Muhammad hatte jedesmal das Gefühl, daß er unter Schmerzen ersticken würde oder sterben müßte, wenn er die Offenbarungen von seinem Geist empfing.
**** Gott hat den Menschen nicht aus einem geronnenen Blutklumpen erschaffen. Nicht das Blut war zuerst da, es hätte sonst höchstens Tierblut sein können. Gott schuf den Menschen durch sein Wort und formte ihn aus Erde als sein Ebenbild (1. Mose 1,26-27; 2,7; 3,19).

Ich trat aus der Höhle und stand auf der Mitte des Berges. Da hörte ich eine Stimme vom Himmel, die mir zurief: ‚Muhammad! Du bist der Gesandte Allahs und ich bin Gabriel.’ Ich hob mein Haupt gegen den Himmel empor, um nach dem Sprechenden zu sehen, und ich sah Gabriel in der Gestalt eines beflügelten Mannes. Seine Füße waren am Horizont und er rief: ‚Muhammad! Du bist der Gesandte Allahs und ich bin Gabriel.‘ Ich blieb stehen und schaute nach der Erscheinung und ging weder vorwärts noch rückwärts. Dann wandte ich mich von ihm ab, aber nach welcher Seite ich auch meine Blicke richten mochte, immer sah ich Gabriel vor mir. Ich blieb so stehen, ohne vorwärts und rückwärts zu gehen, bis Khadija Leute schickte, um mich zu suchen. Sie gingen bis zur Höhe Mekkas und kehrten wieder zu ihrer Auftraggeberin zurück. Ich aber blieb stehen, bis der Engel wegging, dann kehrte ich zu meiner Familie zurück.

Als ich zu Khadija kam, setzte ich mich auf ihren Schoß und drückte mich fest an sie. Sie fragte mich, wo ich war und sagte mir, sie habe Leute ausgeschickt, um mich zu suchen. Sie seien bis zur Höhe von Mekka gekommen und wieder umgekehrt. Als ich ihr erzählte, was ich gesehen hatte, sagte sie: ‚Freue dich, mein Vetter, und sei guten Muts bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist. Ich hoffe, du wirst der Prophet deines Volkes werden.’*

* Khadija glaubte als erste an Muhammad und ermunterte ihn zum Glauben an seine Sendung. Sie machte ihn seiner Berufung bewußt. Bei ihr suchte er Trost in engster Umarmung.

Sie stand dann auf, kleidete sich an und ging zu ihrem Vetter Waraqa ibn Nawfal, der Christ geworden war, die heiligen Schriften gelesen und manches von Juden und Christen gehört hatte. Sie erzählte ihm, was ich gesehen und gehört hatte. Da sprach Waraqa: ,Heilig, heilig, heilig bei dem, in dessen Gewalt Waraqas Seele ist! Wenn du mir die Wahrheit berichtest, so ist der größte Namus* zu ihm gekommen, der auch Mose erschienen ist, dann ist er der Prophet dieser Nation. Sage ihm, er soll standhaft bleiben.’”

* Namus bedeutete bei den arabischen Christen soviel wie Geheimnis oder Gesetz. Bei den Moslems aber war es eine Bezeichnung für den Engel Gabriel.

Khadija kehrte hierauf zu Muhammad zurück und erzählte ihm, was Waraqa gesagt hatte.

Als die Andachtszeit vorüber war, Muhammad sich auf dem Heimweg befand und wie gewöhnlich zuerst die Ka'ba umkreiste, begegnete ihm Waraqa und sagte zu ihm: “Erzähle mir, was du gesehen und gehört hast.” Als Muhammad es ihm erzählt hatte, sagte er: “Bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, du bist der Prophet dieser Nation. Der größte Namus, der Mose erschienen ist, ist auch zu dir gekommen. Man wird dich einen Lügner nennen, dich mißhandeln, verbannen und bekämpfen. Wenn ich jene Zeit erlebe, so werde ich Allah in einer Weise beistehen, daß er es mir anerkennen wird.” Er neigte sich dann mit dem Haupte zu ihm und küßte ihn auf die Stirn, worauf Muhammad nach Hause ging.*

* Waraqa ibn Nawfal war zwar Vorsteher der christlichen Gemeinde in Mekka, besaß aber nicht die Unterscheidungsgabe und geistliche Reife, um festzustellen, welcher Geist tatsächlich durch Muhammad redete.

2.02.7 -- Wie Muhammads Ehefrau Khadija seine Offenbarungen prüfte

Isma'il ibn Abi Hakim, ein Freigelassener der Familie Zubairs, hat mir erzählt, er habe von Khadija folgendes gehört: “Ich sagte zu Muhammad: ‚Kannst du mich benachrichtigen, sobald dein Freund dir erscheint?’ Er sagte: Ja.’ Ich bat ihn, dies zu tun. Als nun Gabriel wieder erschien, benachrichtigte er mich. Ich sagte zu Muhammad: Setze dich auf meinen linken Schenkel!’ Als er dies getan hatte, fragte ich: ‚Siehst du ihn noch?’ Er antwortete: ,Ja.’ Da ließ ich ihn auf meinen rechten Schenkel sitzen und fragte ihn erneut, ob er ihn noch sehe. Als er meine Frage wieder bejahte, ließ ich ihn auf meinen Schoß sitzen und fragte nochmals, ob er ihn sehe. Als er es bestätigte, seufzte ich und warf meinen Schleier ab. Dann fragte ich ihn wieder, ob er ihn noch sehe, und er sagte: ,Nein.’ Da rief ich: ,Freue dich, mein Vetter, und sei festen Mutes, bei Allah, es ist ein Engel und kein Satan!’

Ibn Ishaq ergänzte: “Als ich diese Überlieferung dem Bad Allah ibn Hassan mitteilte, sagte er: ‚Ich habe dieselbe Tradition von meiner Mutter Fatima, der Tochter Husains, im Namen Khadijas gehört, nur hat nach dieser Überlieferung Khadija den Propheten unter ihr Hemd genommen, worauf Gabriel verschwand.‘“*

* Die Prüfung der Offenbarung durch Khadija trägt allzu menschliche Züge. Sie hatte die Religion fleischlich und nicht geistlich verstanden.
Muhammad widersetzte sich dieser Art von Geisterunterscheidung durch eheliche Kontakte nicht. Das widerspricht der Prüfung der Geister im Neuen Testament völlig (vgl. 1. Johannes 4,1-3). Hier wird das niedrige Niveau der Gotteserkenntnis und Frömmigkeit in der Familie Muhammads deutlich.

2.03 -- Die Entstehung der islamischen Urgemeinde (ab ca. 610 n.Chr.)

2.03.1 -- Die bevorzugte Stellung Khadijas, der Frau Muhammads

Khadija glaubte an Muhammad, hielt die Offenbarung für wahr und unterstützte ihren Ehemann in seinen Vorhaben. Sie war die erste, die an Allah, an seinen Gesandten und an die Offenbarung glaubte. Dadurch hat ihm Allah Trost geschickt, denn sooft er etwas Unangenehmes hörte, Widerreden erfuhr, man ihn der Lüge bezichtigte und er darüber betrübt war, tröstete ihn Allah durch sie. Immer, wenn er zu ihr heimkehrte, richtete sie ihn auf, versicherte ihn ihres Glaubens an ihn und stellte ihm das Gerede der Menschen als geringfügig dar.

Hischam ibn 'Urwa hat mir von seinem Vater erzählt, der von Abd Allah ibn Dja'far ibn Abi Talib gehört hat, Muhammad habe gesagt: “Mir ist befohlen worden, Khadija zu verkünden, daß sie ein Haus aus Qassab erhalten wird, in dem kein Geräusch und keine Krankheit herrscht” (Qassab ist eine ausgehöhlte Perle). Auch hat mir ein zuverlässiger Mann erzählt, Gabriel sei zu Muhammad gekommen und habe ihm gesagt: “Grüße Khadija von ihrem Herrn!” Als Muhammad ihr diesen Gruß überbrachte, sagte sie: “Allah ist das Heil, von ihm kommt das Heil und Heil über Gabriel!”*

* Khadija war es, die Muhammad zu seinem Sendungsbewußtsein verhalf und ihn immer wieder ermutigte, an seine prophetische Berufung zu glauben. Es war eine Frau, die als erste an Allah und seinen Gesandten glaubte. Mit ihrem Eifer als Gattin stabilisierte sie ihren Mann und beeinflußte ihre Töchter, an seine Lehre zu glauben. Der Islam begann im Rahmen einer Familie, während Jesus seine Jünger aus dem Kreis der Bußfertigen um Johannes den Täufer berufen hatte (Johannes 1,35-51).

2.03.2 -- Als die Offenbarungen ausblieben

Als die Offenbarungen eine Zeitlang ausblieben, wurde Muhammad darüber sehr betrübt.*

* Die Offenbarungen blieben zweieinhalb Jahre lang aus. Das trieb Muhammad zur Verzweiflung und zu der Überzeugung, von Allah verlassen und verworfen zu sein. Er ging öfters zum Abgrund des Berges Hira in der Absicht, sich dort hinabzustürzen (Bukhari, Kitabu fada’il al-nabi).

Da überbrachte ihm Gabriel die Sure al-Duha 93,1-9, in der Allah, der ihm viel Gnade erwiesen hatte, schwor:

Bei dem klaren Tag und der sinkenden Nacht! Dein Herr hat sich nicht von dir abgewandt und ist dir nicht abgeneigt, dein zukünftiges Leben wird besser als das gegenwärtige sein. Was ich bei deiner zukünftigen Rückkehr zu mir beschlossen habe, wird dir mehr wert sein, als die dir in diesem Leben vorausgeschickte Gnade. Dein Herr wird dir so viel geben, daß du zufrieden sein wirst (Sieg in diesem Leben und Lohn in der zukünftigen Welt). Fand er dich nicht als Waise und verschaffte dir Fürsorge? Fand er dich nicht im Irrtum gefangen, und leitete dich? Warst du nicht arm, und er machte dich reich?

Allah erinnerte ihn mit diesen Worten, wie er angefangen hatte, sich ihm barmherzig zu erzeigen und wie er ihn durch seine Huld aus dem Waisenstand, aus Irrtum und Armut gezogen hatte.

2.03.3 -- Beginn der Verpflichtung zum Gebet

Dann wurde Muhammad das Gebet vorgeschrieben, und er betete. Zunächst wurde er gelehrt, wie die Gebetsabläufe praktisch durchzuführen seien. Später hat Allah das Gebet für jeden, der sich zu Hause aufhält, auf viermaliges Niederfallen erhöht. Für den Reisenden blieb es bei der ersten Bestimmung.

Als Muhammad vorgeschrieben wurde, wie und was er beten solle, geschah dies folgendermaßen: Gabriel kam auf der Höhe von Mekka zu ihm, drückte eine Ferse nach dem Tale zu in die Erde, und es sprudelte eine Quelle hervor. Da wusch sich Gabriel. Muhammad sah ihm zu, wie er sich vor dem Gebet reinigte. Dann folgte er seinem Beispiel.* Nun betete Gabriel, und Muhammad betete ihm die Worte nach. Als Gabriel sich entfernt hatte, ging Muhammad zu Khadija und zeigte ihr, wie man sich vor dem Gebet waschen müsse. Dann betete er, wie Gabriel es ihm vorgemacht hatte, und sie betete ihm nach.**

* Jeder Moslem muß sich vor jedem offiziellen Gebet reinigen. Die Waschungen sind genau vorgeschrieben. Wer die Waschungen nicht in der rechten Reihenfolge erfüllt, dessen Gebet wird wertlos.
Die Waschungen im Islam verdeutlichen, daß der Moslem ein verborgenes Bewußtsein von Schuld und Sünde besitzt und ahnt, daß ohne Vergebung der Sünden ein Gebet von Gott nicht erhört werden kann. Wasser kann jedoch nicht von Sünden reinigen. Die islamischen Waschungen bleiben ein äußeres Symbol, das keine innere Realisierung kennt.
Die heutige Praxis des fünfmaligen Gebets kann aus dem Qur’an nicht abgeleitet werden. Diese Vorschriften beruhen auf mündlichen Traditionen Muhammads.
** Das offizielle Gebet im Islam enthält kein freies Reden mit Gott, dem Vater, in Bitte und Fürbitte, Dank und Anbetung, sondern stellt eine buchstäblich vorgeschriebene, straff geordnete Liturgie zur Anbetung des großen, fernen, unbekannten Allah dar. Muhammad kannte kein geistliches Beten. Der Geist in ihm betete nicht. Der Engel Gabriel betete ihm vor und Muhammad sprach die Worte nach (Sure al-Fatiha 1,1-7).

Gabriel hatte Muhammad die fünf Gebetszeiten vorgeschrieben: Das Mittagsgebet fand statt, sobald die Sonne anfing, sich nach Westen zu wenden. Das Nachmittagsgebet begann, sobald der Schatten ihm gleich war, das Abendgebet, als die Sonne unterging, und das letzte, das Nachtgebet, sobald die letzte Abendröte verschwunden war. Das Morgengebet wurde verrichtet, sobald die Morgenröte angebrochen war, das Mittagsgebet wieder, sobald der Schatten ihm gleich war, das Nachmittagsgebet, sobald der Schatten zweimal so groß war wie er. Das Abendgebet fand wie am vorhergehenden Tag statt, als die Sonne untergegangen war, das Nachtgebet, als das erste Drittel der Nacht vorüber war. Es folgte wieder das Morgengebet, sobald der Morgen anbrach, aber die Sonne noch nicht am Horizont zu sehen war.*

* Der Tag eines Moslems ist in die Anbetung Allahs eingebettet. Das islamische Gebet befestigt den Moslem in einer theozentrischen Kultur. 34mal wirft sich ein Moslem in seinen fünf Gebetszeiten vor Allah zu Boden. Er ist deshalb nicht frei, sondern an Allah ausgeliefet, ein Moslem. Die fünf Gebetszeiten sind das Rückgrat des Islam. Der anbetende Moslem stellt den inkarnierten Islam dar.
Diese islamischen Gebete sind keine geistlichen, persönlichen Gebete als Antworten auf Gottes Wort, sondern bestehen aus vorgeschriebenen, festen Formulierungen, die Nachsprechen, Unterwerfung und Zucht verlangen. Diese gesetzliche Anbetung ist ein Gebet für Sklaven, nicht für freie Menschen, die Gott als ihren Vater ansprechen dürfen.

Dann sagte Gabriel zu Muhammad: “Die Zeit des Gebets liegt zwischen der, in welcher du gestern und heute gebetet hast.”

2.03.4 -- Der Vetter Muhammads, Ali, wird der erste Gläubige unter den Männern

Die erste männliche Person, die an Muhammad glaubte, mit ihm betete und seine Offenbarungen für wahr hielt, war der zehnjährige Ali ibn Abi Talib ibn Abd al-Muttalib ibn Haschim. Allah hatte ihm die Barmherzigkeit erwiesen, daß er schon vor dem Islam bei Muhammad lebte.*

* Ali war der Vetter Muhammads, zugleich sein Pflegesohn und später sein Schwiegersohn, der Fatima, die Tochter Muhammads, heiratete. Er wurde der vierte Kalif. Die Anhänger Alis und seine Verwandten hatten erwartet, daß er als der direkte Nachfolger Muhammads gewählt würde. An der Streitfrage um Ali und seine Söhne Hassan und Hussein spaltete sich der Islam in Sunniten und Schiiten. Letztere betrachten ihn als ihren ersten Imam.

Es war ein Werk göttlicher Huld und Gnade gegenüber Ali, daß Quraisch einst von großer Unfruchtbarkeit heimgesucht wurde. Da aber Abu Talib eine große Familie hatte, sagte Muhammad zu seinem Onkel al-'Abbas, dem reichsten Mann unter den Banu Haschim: “Du weißt, daß dein Bruder Abu Talib eine große Familie hat und daß alle unter dieser Dürre zu leiden haben. Darum laß uns zu ihm gehen und es ihm leichter machen, indem ich ihm einen Sohn abnehme und du einen.” Al-'Abbas war damit einverstanden. Er ging mit Muhammad zu Abu Talib. Sie sagten ihm, sie seien gekommen, ihm Erleichterung zu verschaffen, bis die Not nachlasse. Abu Talib erwiderte: “Wenn ihr mir Ali laßt, so tut, was ihr wollt.” Muhammad nahm Ali und drückte ihn an sich; al-'Abbas tat das gleiche mit Dja'far. Auf diese Weise kam Ali zu Muhammad. Er folgte ihm, glaubte an ihn und hielt ihn für wahrhaftig. Dja'far aber blieb bei al-'Abbas, bis er zum Islam übertrat und seines Onkels nicht mehr bedurfte.

Manche Gelehrte behaupten, Muhammad habe, sobald die Zeit zum Gebet kam, die Täler bei Mekka aufgesucht. Ali habe ihn – ohne daß sein Vater und seine Stammesgenossen etwas davon wußten – dabei begleitet und mit ihm gebetet. Abends kehrten sie gemeinsam zurück. Dies ging eine Weile so, bis sie eines Tages von Abu Talib beim Gebet überrascht wurden.* Da fragte dieser Muhammad: “Was ist das für eine Religion, an die du glaubst?” Er antwortete: “Das ist die Religion Allahs, seiner Engel und seiner Gesandten. Es ist die Religion unseres Vaters Abraham, mit der mich Allah zu den Menschen geschickt hat. Du, mein Onkel, verdienst es am meisten, daß ich dir Belehrung zukommen lasse und dich zur Leitung aufrufe. Dir steht es am besten zu, meinem Ruf zu folgen und mir beizustehen.” Abu Talib erwiderte: “Ich kann, teurer Neffe, den Glauben meiner Väter nicht verlassen, aber, bei Allah, solange ich lebe, soll dir nichts zuleide getan werden.” Außerdem erzählt man, er habe Ali gefragt: “Was hast du für einen Glauben, mein Sohn?” Ali habe geantwortet: “Ich glaube an den Gesandten Allahs, mein Vater, und halte seine Offenbarung für wahr. Ich bete mit ihm zu Allah und folge ihm.” Man behauptet, Abu Talib habe darauf erwidert: “Er wird dich gewiß nur zum Guten anstiften. Schließe dich ihm ruhig an!”

* Als die Zahl der Moslems größer wurde und über den Rahmen der Familie Muhammads hinauswuchs, trafen sie sich in einem einsamen Tal zum Gebet. Sie wagten anfangs nicht, ihre Gebete in der Öffentlichkeit auszuüben.

2.03.5 -- Der freigelassene Sklave Muhammads, Zaid ibn Haritha, wird der zweite männliche Moslem

Danach bekehrte sich Zaid ibn Haritha, der Freigelassene Muhammads. Er war der erste erwachsene Mann, der sich bekehrte. Hakim ibn Hizam ibn Khuwailid hatte ihn als angehenden Jüngling aus Syrien mitgebracht. Als seine Tante Khadija – damals schon die Gattin Muhammads, ihn besuchte, schenkte er ihr einen Sklaven, den sie selbst auswählen konnte. Ihre Wahl fiel auf Zaid. Als Muhammad Zaid bei ihr sah, erbat er sich ihn von ihr. Sie schenkte ihn ihrem Gatten, und er gab ihm die Freiheit und adoptierte ihn als Sohn. Dies geschah bereits vor seiner Sendung. Später begegnete Haritha seinem Sohn Zaid bei Muhammad. Muhammad sagte zu Zaid: “Wenn du willst, bleibe bei mir, wenn nicht, so ziehe mit deinem Vater.” Zaid zog vor, bei Muhammad zu bleiben. Als Allah Muhammad als Propheten sandte, glaubte er an ihn, wurde Moslem und betete mit ihm. Als Allah später anordnete: “Nennt die Adoptivsöhne nach ihren Vätern,” nannte er sich Zaid ibn Haritha.

2.03.6 -- Die Bekehrung und der Eifer Abu Bakrs, des späteren Schwiegervaters Muhammads

Danach bekehrte sich Abu Bakr ibn Abi Quhafa, der eigentlich 'Atiq hieß. Sein Vater war Uthman. Der eigentliche Name Abu Bakrs war Abd Allah, während “'Atiq” nur sein Beiname war, den er wegen seines schönen, edlen Gesichts erhalten hatte. Als Abu Bakr Moslem wurde, bekannte er sich offen zum Islam und forderte auch andere auf, sich zu Allah und seinem Gesandten zu bekehren. Er war ein leutseliger, liebenswürdiger Mann, den jedermann gern hatte. Er war der Gelehrteste unter den Quraischiten und der Kundigste, was die Vorfahren der Quraischiten, ihre Schwächen und Vorzüge, betraf. Er war ein wohltätiger Kaufmann mit guten Sitten. Die Leute seines Stammes kamen häufig zu ihm, um ihre Angelegenheiten mit ihm zu beraten, weil er im Handel und in anderen Dingen bewandert war und sein Umgang jedem gefiel. Er rief alle zum Islam auf, welche ihm vertrauten und seine Gesellschaft suchten.

Durch Abu Bakrs Aufforderung wurde Uthman ibn 'Affan bekehrt, ferner Zubair ibn al-Awwam, Abd al-Rahman ibn Auf und Sa'd ibn Abi Waqqas und Talha ibn 'Ubaid Allah. Als sie seinem Rufe folgten, ging er mit ihnen zu Muhammad. Sie bekannten sich zum Islam und beteten mit ihm. Muhammad soll gesagt haben: “Außer Abu Bakr* habe ich niemanden zum Islam aufgerufen, der nicht zuerst Bedenken, Zweifel und Einwände gehabt hätte. Abu Bakr war der einzige, der nichts einzuwenden hatte und keinerlei Bedenken vorbrachte.”

* Abu Bakr, der erfahrene Kaufmann, wird in seiner Gradlinigkeit manchmal mit Petrus verglichen. Er wurde nach dem Tod Muhammads der Fels, auf dem sich die anderen Moslems aufbauten. Abu Bakr hat den Islam in seiner kritischsten Stunde zusammengehalten. Er war ein enger Vertrauter Muhammads und einer seiner Schwiegerväter. Seine Tochter Aischa wurde die Lieblingsfrau Muhammads. Sie war neunjährig mit ihm verheiratet worden. Als Muhammad starb war sie erst 18 Jahre alt.

Diese acht Männer sind allen anderen Gläubigen im Islam vorangegangen. Sie beteten, glaubten an Muhammad und an seine göttliche Offenbarung.

2.04 -- Der Widerstand der Mekkaner (ab ca. 613 n.Chr.)

2.04.1 -- Die Ausbreitung des Islam unter den Stammesgenossen

In der Folgezeit nahmen mehrere Männer und Frauen den Islam an. Man sprach nun in Mekka viel von der neuen Gruppe. Drei Jahre nach seiner Sendung erhielt Muhammad den Befehl von Allah, mit seiner Offenbarung an die Öffentlichkeit zu treten, die Leute mit ihr bekanntzumachen und sie zum Islam zu bekehren: “Tritt hervor mit dem, was dir aufgetragen worden ist und wende dich von den Götzendienern ab!” (Sure al-Hidjr 15,94) “Sprich: Ich bin der wahre Prediger.” (Sure al-Hidjr 15,89) “Predige deinen Stammesgenossen und Verwandten und breite deine Flügel über die Gläubigen, die dir folgen ...” (Sure al-Schu'ara' 26,214+215).

In den Anfangszeiten des Islam stiegen die Gefährten Muhammads in verborgene Schluchten und verheimlichten ihr Gebet vor ihrem Volk. Eines Tages, als Sa'd ibn Abi Waqqas mit weiteren Gefährten Muhammads in einer der Schluchten bei Mekka betete, erschienen mehrere Götzendiener, die sie tadelten und durch ihre Beleidigungen zum Kampf herausforderten. Sa'd ibn Abi Waqqas verletzte damals einen der Götzendiener mit dem Kinnbacken eines Esels. Es war das erste Blut, das bei der Ausbreitung des Islam vergossen wurde.

Als Muhammad mit seiner Religion offen auftrat, hielt sich sein Volk nicht fern von ihm und widerstand ihm nicht, bis er über ihre Götter sprach und diese schmähte. Nun verleugneten sie ihn und feindeten ihn an mit Ausnahme derer, welche Allah durch den Islam bewahrt hatte. Diese aber waren in geringer Zahl und verachtet.

2.04.2 -- Muhammad unter dem Schutz seines Onkels, Abu Talib

In diesem Streit wurde Muhammad von seinem Onkel Abu Talib bemitleidet und beschützt. Muhammad befolgte den Befehl Allahs und ließ sich durch nichts abhalten, seinen Glauben zu verkünden. Als die Quraisch feststellen mußten, daß Muhammad in nichts nachgab, unbeirrt mit seinen Schmähreden gegen ihre Götter fortfuhr und Abu Talib ihm gewogen war, ihn nicht preisgab und für ihn einstand, begaben sich mehrere von ihren Angesehensten zu Abu Talib und sagten: “Dein Neffe, o Abu Talib, schmäht unsere Götter, lästert unseren Glauben, betört unsere Jugend und leitet unsere Väter in die Irre. Entweder du hältst ihn davon ab oder du gibst ihn uns preis, da du ja wie wir anderer Meinung bist als er, und wir werden dir Ruhe vor ihm schaffen.”* Abu Talib jedoch richtete freundliche Worte an sie und widerlegte sie mit sanfter Rede, bis sie wieder gingen.

* Die Verschwörung gegen Muhammad begann schärfere Konturen anzunehmen. Sie glich in ihrer Radikalität der Konspiration der Pharisäer gegen Jesus und seine Jünger. Lediglich Abu Talib und Khadija schützten ihren Verwandten in allen Verfolgungen.

Muhammad fuhr indessen fort, den Glauben an Allah zu verkünden und zum Islam aufzurufen. Die Spannungen zwischen ihm und den Quraisch wurden immer größer. Sie mieden und haßten Muhammad, sprachen viel von ihm und reizten einander zur Feindseligkeit gegen ihn auf. Dann begaben sie sich abermals zu Abu Talib und sagten: “Du bist ein geehrter und hochgestellter Mann unter uns. Wir haben dich schon einmal gebeten, dem Treiben deines Neffen gegen uns Einhalt zu gebieten. Du hast es aber nicht getan. Wir werden nun, bei Allah, nicht länger dulden, daß er unsere Väter schmäht, unsere Jugend betört und unsere Götter lästert. Entweder du hältst ihn von uns fern oder wir werden euch beide bekämpfen, bis ihr oder wir zugrunde gehen.”

Hierauf entfernten sie sich. Abu Talib war über die Spaltung seines Volkes sehr betrübt. Aber er konnte und wollte Muhammad nicht aufgeben und ausliefern. Abu Talib ging zu Muhammad, wiederholte ihm ihre Worte und sagte dann: “Schone mich und dich selbst und bürde mir nicht mehr auf, als ich tragen kann!”

Muhammad dachte, sein Onkel habe bereits den Entschluß gefaßt, ihm seinen Beistand zu entziehen und ihn auszuliefern, weil er sich zu schwach fühle, ihn zu beschützen. Er sagte daher: “Bei Allah, wenn sie die Sonne zu meiner Rechten und den Mond zu meiner Linken setzten und von mir forderten, meine Sache aufzugeben, bis sie Allah offenbar mache oder ich zugrunde gehe, so würde ich sie doch nicht aufgeben.” Dann weinte* er und stand auf. Als er sich entfernen wollte, hielt ihn sein Onkel zurück und sagte: “Geh’ und rede, was du willst. Ich werde dich, bei Allah, niemals ausliefern.”

* Die Evangelien berichten, daß Jesus mehrmals weinte (Lukas 19,41; Johannes 11,35). Nicht aus Mitleid mit sich selber, sondern über die Hartherzigkeit der Menschen, über die furchtbare Macht des Todes und aus Mitleid mit den Menschen im Blick auf das kommende Gericht Gottes.

Als die Quraisch merkten, daß Abu Talib dem Gesandten Allahs seinen Schutz auch weiterhin nicht entziehen und ihn nicht ausliefern wollte und daß er eher sich von ihnen lossagen und sie zu Feinden haben wollte, gingen sie zu ihm mit Umara ibn al-Walid und sagten: “Hier ist Umara ibn al-Walid, der wackerste und anmutigste Jüngling der Quraisch. Nimm ihn, benutze seinen Verstand und gebrauche ihn als Beistand und liefere uns deinen Neffen aus, der deinem und deiner Väter Glauben untreu geworden ist. Er hat deine Gemeinde verlassen und die Jugend betört, und wir werden ihn töten. Er ist doch nur ein Mann wie jeder andere auch.”

Abu Talib erwiderte: “Bei Allah, ihr mutet mir etwas Unwürdiges zu. Ihr wolltet mir euren Sohn geben, daß ich ihn ernähre, und ich soll euch meinen Sohn geben, daß ihr in tötet. Daraus kann, bei Allah, nie etwas werden!”

Da sagte al-Mut'im ibn Adi: “Bei Allah, deine Stammesgenossen sind gerecht gegen dich und bemühen sich, dir Unangenehmes zu ersparen. Ich sehe aber, daß dir von allem nichts genehm ist, was sie dir anbieten.” Abu Talib entgegnete: “Bei Allah, sie sind nicht gerecht gegen mich, aber du scheinst entschlossen, mich aufzugeben und es mit den anderen gegen mich zu halten. Tu,’ was dir gut dünkt!”

Der Streit wurde immer heftiger. Man rüstete sich zum Kampf und zeigte sich feindselig gegeneinander. Jede Sippe versuchte, die Gefährten Muhammads vom Glauben abzubringen. Einige von ihnen wurden mißhandelt.

Muhammad aber wurde von seinem Onkel Abu Talib gedeckt, der, als er das Vorgehen der Quraisch gegen die Gläubigen sah, die Banu Haschim und Muttalib aufforderte, ebenfalls Muhammad zu beschützen und für ihn einzustehen. Sie folgten seiner Aufforderung und schlossen sich ihm an,* mit Ausnahme Abu Lahabs, des verruchten Feindes Allahs.

* Das Gesetz der Sippe verpflichtete die Söhne Abd al-Muttalibs, Muhammad zu beschützen, auch wenn sie nicht an seine Sendung glaubten. Die arabische Sippenordnung hat den Islam gerettet.

2.04.3 -- Die Verleumdungskampagne der Quraisch gegen Muhammad

Einst versammelte sich eine Anzahl Quraischiten bei Walid ibn al-Mughira. Er war ihr Ältester und sagte: “Die Festtage nahen; die Karawanen der Beduinen werden kommen. Sie haben schon von Muhammad gehört. Faßt also einen gemeinsamen Entschluß darüber, was von ihm zu halten ist. Oder soll einer den andern Lügen strafen und widerlegen? Verwickelt euch in keine Meinungsverschiedenheiten, damit keiner den anderen der Lüge bezichtigt.” Da sagten sie: “Sprich du, Vater des Abd Schams. Wir wollen deiner Ansicht zustimmen.” Er antwortete aber: “Sprecht ihr, ich will euch anhören!”

Da sprachen sie: “Wir wollen sagen, er sei ein Wahrsager (Kahin)*.” Da erwiderte er: “Nein, bei Allah, er ist kein Wahrsager! Er murmelt und reimt nicht, wie sie es zu tun pflegen.”

* Kahin: Suren al-Tur 52,29; al-Haqqa 69,42.

“Nun”, sagten sie, “dann wollen wir ihn als Besessenen (Madjnun)* ausgeben.” Walid entgegnete aber: “Er ist kein Besessener. Er ist nicht wie jene dem Ersticken nahe, flüstert nicht und redet nicht verrückt daher.” Da meinten die Quraischiten:

* Madjnun: Suren al-Saffat 37,36; al-Dukhan 44,14; al-Tur 52,29; al-Qalam 68,2; al-Takwir 81,22.

“Nun, so nennen wir ihn einen Dichter (Sha'ir)*. Jener versetzte: “Er ist kein Dichter. Wir kennen alle Gedichte in den verschiedenen Versarten, aber seine Worte sind keine Gedichte.”

* Sha'ir: Suren al-Saffat 37,35; al-Tur 52,30; al-Haqqa 69,42.

“Nun,” argumentierten sie, “dann wollen wir sagen, er sei ein Zauberer (Sahir).”* Walid ibn al-Mughira erwiderte: “Er ist kein Zauberer. Wir haben Zauberer bei ihrem Tun beobachtet. Er wispert nicht wie sie und macht keine Knoten wie sie.”

* Sahir: Suren Yunus 10,2; al-Hijr 15,15; Sad 38,4 (Mashur, die passive Wortform von Sahir: Suren al-Isra' 17,50; al-Furqan 25,9; al-Dukhan 44,13; al-Takwir 81,25).
Aus den Texten des Qur’an geht hervor, daß Muhammad den Einwohnern Mekkas als psychisch gestörte Person erschien, vor der sie sich, wie vor einem Verrückten oder Zauberer, fürchteten.

Da fragten sie: “Nun, Vater des Abd Schams, was sollen wir dann sagen?” Er antwortete: “Bei Allah, seine Rede ist süß. Sein Stamm ist ausgezeichnet und seine Zweige sind ein Garten. Von all dem könnt ihr nichts sagen, ohne daß man sofort weiß, daß es falsch ist. Das beste ist noch, daß ihr sagt, er sei wie ein Zauberer; denn seine Rede ist ein Zauber, durch sie trennt er den Mann von seinem Vater, von seinem Bruder, von seiner Gattin und von seinem Geschlecht!”

Sie trennten sich nun, nachdem sie sich geeinigt hatten. Als die Festzeit kam, setzten sie sich an den Weg, wo die Pilger vorüberkamen, warnten jeden vor Muhammad und erklärten ihnen, daß er ein Zauberer sei. Sie sagten allen, denen sie begegneten, über Muhammad, was sie ausgemacht hatten. Auf diese Weise kehrten alle Beduinen von diesem Fest mit der Kenntnis von Muhammads Prophetentum heim. Man sprach von ihm in ganz Arabien.

Als die Kunde von Muhammad sich immer mehr unter den Beduinen verbreitete und in alle Provinzen gelangte, sprach man auch in Medina über ihn. Kein arabischer Stamm wußte mehr von ihm als die Aus und Khazradj, die in Medina wohnten. Schon früher hatten sie durch jüdische Rabbiner, die als Schutzgenossen bei ihnen wohnten, von ihm gehört.

2.04.4 -- Was Muhammad noch von seinem Volk angetan worden ist

Die Quraisch wurden immer heftiger aufgrund der Unannehmlichkeiten, die sie sich wegen ihrer Feindschaft gegen Muhammad zuzogen. Sie stachelten die Verwegensten gegen ihn auf. Diese nannten ihn einen Lügner, mißhandelten ihn und schalten ihn öffentlich einen Zauberer, Dichter, Wahrsager und Besessenen.

Muhammad aber vollzog öffentlich Allahs Befehl, indem er laut sagte, was sie ungern hörten. Er schmähte ihren Glauben, verwarf ihre Götzen und sagte sich von ihnen, den Ungläubigen, los.

Sie sprachen: “Wir haben nie Ähnliches ertragen. Er nennt uns Toren, beschimpft unsere Väter, schmäht unseren Glauben, spaltet unser Volk und lästert unsere Götter. In der Tat, wir erleiden Schweres von ihm.”

Abd Allah ibn Umar ibn al-'As erzählte: “Während sie so sprachen, erschien Muhammad selbst, umfaßte den Pfeiler des Heiligtums und ging dann, das Gebäude umkreisend, an ihnen vorüber. Ich merkte an seinem Gesicht, daß sie ihn beleidigt hatten. Ich machte dieselbe Beobachtung, als er zum zweiten und dritten Mal an ihnen vorübergegangen war. Dann blieb er stehen und sagte: ‚Hört, ihr Gemeinde Quraisch, bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, ich komme zu euch mit dem Halsschnitt* (Schächtung)!’

* Diese Worte enthalten eine Drohung bzw. einen Fluch, mit dem Muhammad den Untergang der Quraischiten voraussagte. Die Absicht seiner Worte war Rache.
Jesus hat auch den Tempel zur Ehre seines Vaters gereinigt, eiferte jedoch nicht um die Wiederherstellung seiner eigenen Ehre. Er hat den Kaufleuten und Händlern nicht den Tod angedroht, sondern ihr Geld in den Staub geworfen und ihnen geboten, die Opfertiere wegzutragen.

Die Leute hörten dieses Wort, und es war einem jeden, als hätte sich ein Vogel auf seinem Haupt niedergelassen. Selbst der Schlimmste unter ihnen redete ihn nun mit den zärtlichsten Worten an und sagte: ‚Geh, Abu al-Qasim, bei Allah, du bist kein Tor.’ Daraufhin entfernte sich Muhammad. Am folgenden Tage waren sie wieder im Heiligtum versammelt. Ich befand mich bei ihnen und hörte, wie einer dem andern zuraunte: ‚Erinnert ihr euch, was ihr ihm und er euch angetan, so daß er euch zu hören gab, was euch nicht lieb ist, und doch habt ihr ihn gehen lassen?’

Während sie so sprachen, kam auch Muhammad. Sie fielen wie ein Mann über ihn her, umzingelten ihn und fragten: ‚Hast du tatsächlich unsere Götter und unseren Glauben geschmäht?’ Er antwortete: ‚Ja, das habe ich getan!’ Da sah ich, wie einer ihn an der Stelle faßte, wo er den Mantel übereinandergeschlagen hatte. Abu Bakr stellte sich weinend vor ihn und sagte: ‚Wollt ihr einen Mann töten, der Allah seinen Herrn nennt?’ Daraufhin entfernten sie sich. Das war etwas vom Gemeinsten, was sie Muhammad antaten.”

Umm Kulthum, die Tochter Abu Bakrs, läßt uns wissen, wie es weiterging: “Als mein Vater an jenem Tage nach Hause kam, war ein Teil seines Hauptes kahl, so sehr hatten sie ihm die Haare an Kopf und Bart herausgerissen.” Ein Gelehrter berichtet dazu: “Eines Tages, als Muhammad ausging, nannte ihn jedermann, sowohl Freier als auch Sklave, einen Lügner und beleidigte ihn. Er ging wieder nach Hause und hüllte sich ein. Da sprach Allah zu ihm: “O du Eingehüllter, steh’ auf und predige!” (Sure al-Muddaththir 74,1-2)

2.04.5 -- Die Bekehrung Hamzas

Abu Djahl ging bei Safaa an Muhammad vorüber und beschimpfte und beleidigte ihn wegen seiner neuen Religion und seiner sonstigen Verhältnisse. Muhammad entgegnete kein Wort. Eine Freigelassene des Abd Allah ibn Djudan, die in ihrer Wohnung saß, hörte alles mit an. Abu Djahl begab sich alsdann zur Versammlung der Quraisch bei der Ka'ba und setzte sich zu den andern. Nicht lange danach kehrte Hamza von der Jagd mit umgehängtem Bogen zurück. Er liebte die Jagd und war ein guter Jäger. Er pflegte, wenn er von der Jagd heimkam, nicht eher nach Hause zu gehen, bis er die Ka'ba umkreist hatte. Wenn er dann an der Versammlung der Quraisch vorüberkam, blieb er stehen und grüßte und unterhielt sich mit ihnen. Er war einer der stärksten und kräftigsten Männer unter den Quraisch.

Als er an der Frau vorüberkam – der Prophet war schon nach Hause gegangen – sagte sie zu ihm: “O Abu Umara, hättest du doch gesehen, wie soeben dein Neffe Muhammad von Abu al-Hakam ibn Hischam behandelt worden ist! Letzterer ging hier an Muhammad vorbei und hat ihn geschmäht und beschimpft. Dann hat er sich entfernt, ohne daß Muhammad ein Wort erwidert hätte.”

Da Allah Hamza mit seiner Gnade segnen wollte, geriet dieser in Zorn. Er ging rasch weiter, ohne sich aufzuhalten und beschloß, Abu Djahl anzugreifen, falls er ihn treffen sollte. Als er zum Heiligtum kam, sah er ihn bei den anderen sitzen. Er trat auf ihn zu und versetzte ihm mit dem Bogen einen derben Schlag. Dann rief er: “Beschimpfst du ihn auch, wenn ich mich zu seinem Glauben bekenne und seine Worte zu den meinigen mache? Gib mir den Schlag zurück, wenn du es magst!” Einige unter den Makhzumiten erhoben sich, um Abu Djahl beizustehen. Er entgegnete aber: “Laßt Abu Umara in Ruhe, denn, bei Allah, ich habe seinen Neffen arg beschimpft.” Hamza blieb auch weiterhin Moslem und folgte in allem den Lehren Muhammads. Die Quraisch sahen ein, daß Muhammad durch Hamza eine beachtliche Verstärkung erlangt hatte. Sie unterließen in Zukunft manche Kränkung, die sie ihm bisher zugefügt hatten.*

* Die islamische Gemeinde erstarkte immer mehr durch kampfwillige, starke Männer, vor denen jedermann Respekt hatte. Sie gewann das Wohlwollen und die Achtung der Bevölkerung nicht um ihrer Liebe und ihrer Opfer willen, wie es von der Urgemeinde der Christen berichtet wird (Apostelgeschichte 2,47; 3,11; 5,12-16), sondern setzte sich mit wachsender Kampfkraft durch.

2.04.6 -- Wie 'Utba ibn Rabi'a von Muhammad überzeugt wurde

Nachdem Hamza sich bekehrt und die Zahl der Anhänger Muhammads zugenommen hatte, meldete sich 'Utba ibn Rabla in der Versammlung der Quraisch zu Wort: “Soll ich nicht zu Muhammad gehen und ihm gewisse Vorschläge machen, die er vielleicht annimmt und uns dann mit seinem Glauben nicht länger belästigt?” Die Quraischiten hießen ihn, zu ihm zu gehen, um mit ihm zu reden. 'Utba stand auf, ging zu Muhammad, der allein im Heiligtum saß, und sagte zu ihm: “Du weißt, mein Vetter, daß du in unserem Stamm einen beachtlichen Rang einnimmst. Nun aber bist du mit einer schweren Last gekommen, wodurch du den Stamm gespalten, uns als Toren verspottet, die Götter gelästert, die Religion geschmäht und die dahingeschiedenen Väter des Unglaubens bezichtigt hast. Höre mir zu. Ich will dir Vorschläge machen, die du dir überlegen solltest. Vielleicht erscheint dir der eine oder andere annehmbar.” Muhammad antwortete: “Sprich, Abu al-Walid, ich will dich anhören.”

Da begann 'Utba: “Bezweckst du, mit deinem Vorhaben Geld zu gewinnen, so wollen wir so viel zusammenlegen, daß du der Reichste unter uns wirst; willst du aber Ehre erringen, so wollen wir dich zu unserem Ältesten erwählen. Somit kann nichts ohne dich beschlossen werden. Wir wollen dich sogar als unseren Fürsten anerkennen, wenn du es wünschst. Wenn dich ein Geist besucht, den du nicht abweisen kannst, so wollen wir dir einen Arzt beschaffen und unser Gut opfern, bis du geheilt bist; denn oft bemächtigt sich ein Geist eines Menschen, bis er geheilt wird.”*

* In dieser Versuchung wurden Muhammad Geld, Ehre, Macht und Heilung angeboten. Er hat alles abgelehnt und ist seiner Überzeugung und seinem Grundsatz treu geblieben.
Die Versuchung Jesu unterscheidet sich von der Versuchung Muhammads in dem Maße, wie die Person Jesu größer als die Person Muhammads ist (Matthäus 4,1-11). Satan selbst versuchte Jesus und bot ihm allen Reichtum und alle Schätze dieser Welt an. Jesus lehnte jedoch dieses dämonische Angebot ab. Er wollte die Menschen nicht durch Reichtum oder Wunder für sich gewinnen, sondern sie durch seinen Sühnetod erlösen.

Als 'Utba so gesprochen hatte, entgegnete Muhammad: “Wenn du fertig bist, so höre auch mich an: ‚Im Namen Allahs des barmherzigen Erbarmers. Ha, Mim. (Ich habe) eine Offenbarung vom barmherzigen Erbarmer (erhalten), ein Buch, das in Verse eingeteilt ist, einen arabischen Qur’an für ein verständiges Volk, der gute Botschaft und Drohungen enthält. Aber die meisten wenden sich ab und hören nicht zu’ (Sure Fussilat 41,1-4). Muhammad fuhr dann fort, ihm eine Sure des Quran vorzutragen, und 'Utba hörte ihm aufmerksam zu. Er stützte sich dabei auf seine Hände. Als Muhammad an die Stelle kam: ‚Fallet nieder vor Allah!’ (Sure Fussilat 41,37) fiel 'Utba mit Muhammad nieder. Muhammad sagte ihm dann: “Du hast nun gehört, was du gehört hast. Du weißt jetzt, was du zu tun hast.”

'Utba kehrte darauf zu seinen Freunden zurück. Da sagte einer zum andern: “Wir können bei Allah schwören, daß 'Utba mit ganz anderem Gesicht kommt, als er es beim Weggehen hatte.” Nachdem er sich wieder zu ihnen gesetzt hatte, fragten sie ihn: “Was bringst du?” Er antwortete: “Ich habe, bei Allah, Worte gehört, wie sie mir früher nie zu Ohren gekommen sind. Sie haben nichts mit Dichtung, Zauberei oder Wahrsagerei zu tun. Darum vertraut mir, folgt mir, und laßt Muhammad in Frieden. Die Worte, die ich von ihm gehört habe, werden tiefen Eindruck machen. Feinden ihn die Beduinen deshalb an, so habt ihr Ruhe vor ihm durch andere. Siegt er über sie, so ist seine Herrschaft auch eure Herrschaft, seine Macht eure Macht, und ihr werdet die glücklichsten Menschen durch ihn.”

Da riefen sie: “Bei Allah, er hat dich mit seiner Zunge verzaubert!” Er erwiderte: “Dies ist meine Ansicht. Tut nun, was euch gut dünkt.”

2.04.7 -- Der Streit zwischen Muhammad und den Quraischiten spitzt sich zu

Der Islam breitete sich nun in Mekka auch unter den Familien und Sippen Quraischs aus. Die Quraischiten aber nahmen viele, über die sie Gewalt hatten, in Gewahrsam, und suchten, sie wieder vom Islam abtrünnig zu machen. Nach Sonnenuntergang versammelten sich eines Tages folgende Quraischiten an der Rückwand der Ka'ba: 'Utba ibn Rabi'a, Schaiba ibn Rabi'a, Abu Sufyan ibn Harb, al-Nadr ibn al-Harith ibn Kalada, ein Bruder der Banu Abd al-Dar, Abu al-Bakhtari ibn Hischam, al-Aswad ibn al-Muttalib ibn Asad, Zama'a ibn al-Aswad, al-Walid ibn al-Mughira, Abu Djahl ibn Hischam, Abd Allah ibn Abi Umaiyya, al-'As ibn Wa'il, Nubaih und Munabbih, die Söhne des Hadjdjadj, die Sahmiten und Umaiyya ibn Khalaf. Außerdem waren noch etliche von den Edelsten aus jeder Sippe dabei.

Man beschloß, nach Muhammad zu senden und mit ihm zu disputieren, um nachher entschuldigt zu sein. Als der Bote zu Muhammad kam, der ihn zu den Edlen Quraischs bringen sollte, folgte Muhammad sofort, denn er glaubte, sie wollten nun seine Worte beherzigen. Er forderte sie zur Bekehrung auf, denn ihr Widerstand tat ihm weh. Als er sich zu ihnen gesetzt hatte, wiederholten sie ihre früheren Anklagen und machten ihm dieselben Vorschläge, die ihm schon 'Utba unterbreitet hatte. Muhammad erwiderte: “lch brauche keinen Arzt; auch versuche ich nicht, Geld, Ehre oder Macht zu erlangen. Allah hat mich als Gesandten geschickt und mir ein Buch geoffenbart und befohlen, euch gute Botschaft und Warnungen zu bringen. Ich habe die Botschaft meines Herrn zu euch gelangen lassen und euch treuen Rat erteilt. Nehmt ihr an, was ich euch gebracht habe, so ist es euer Glück in diesem und in jenem Leben. Verwerft ihr es, so gedulde ich mich, bis Allah zwischen mir und euch entscheiden wird.”

Da sagten sie zu Muhammad: “Willst du von allem, was wir dir angeboten haben, nichts annehmen, so weißt du, daß wir ein hartes Leben haben, da es uns mehr als andern an Wasser fehlt und unser Tal sehr eng ist. Bete daher zu deinem Herrn, der dich gesandt hat, er soll die Berge,* die uns beengen, von uns entfernen, daß unser Land weiter werde, und soll es mit Flüssen segnen wie Syrien und Mesopotamien, auch soll er unsere verstorbenen Väter auferstehen lassen. Wir wollen sie dann fragen, ob du die Wahrheit sprichst oder lügst. Erklären sie dich für wahrhaftig und tust du, was wir von dir fordern, so glauben wir dir und erkennen daraus deinen hervorragenden Rang bei Allah und sehen dich als seinen Gesandten an.”

* Die Bewohner Mekkas mußten etwas von den Worten Jesu über einen Berge versetzenden Glauben gehört haben. Sie und Muhammad verstanden jedoch die geistliche Bedeutung dieses Wortes nicht (Matthäus 17,20; 21,21; Markus 11,23).

Muhammad antwortete: “Ich habe euch gesagt, was mir Allah für euch aufgetragen hat. Nehmt ihr es an, so ist es euer Glück in diesem und in jenem Leben, wenn nicht, werde ich geduldig warten, bis Allah zwischen uns entscheidet.” Sie sagten: “So lasse den Himmel stückweise auf uns herabfallen, wie, nach deiner Behauptung, Allah tut, wenn es ihm gefällt; sonst glauben wir nicht an dich.” Muhammad erwiderte: “Das ist Allahs Sache. Sobald es ihm gefällt, wird er es tun.” Sie entgegneten ihm: “O Muhammad, dein Herr weiß doch, daß wir hier bei dir sitzen und gewisse Forderungen an dich stellen. Warum kommt er nicht und sagt dir, wie du uns widerlegen sollst und was er tun wird, wenn wir dir kein Gehör schenken? Wir haben gehört, ein Mann in Yamama sei dein Lehrer. Er heißt Rahman, aber, bei Allah, wir werden nie an Rahman glauben. Wir haben nun das Unsrige getan, und wir werden dich mit deinen Bestrebungen nicht länger dulden, bis wir dich oder du uns vernichten wirst. Wir werden nicht an dich glauben, bis du uns Allah und die Engel herabbringst.”*

* Die Verschwörung der Mekkaner gegen Muhammad wuchs. Sie wollten ihn töten. Er konnte ihnen aber keine über den Tod hinausreichende Antwort geben.
Die Konspiration der Pharisäer gegen Jesus war so weit gediehen, daß sie seinen Tod planten (Matthäus 12,14; 26,4; 27,1; Markus 3,6; 15,1; Johannes 5,16). Er aber sagte zu ihnen: “Diesem ehebrecherischen Geschlecht wird kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Jona” (Matthäus 12,39-40; 16,4; Lukas 11,29). Jesus hatte seinen Tod bejaht und ihn im Glauben an seine eigene Auferstehung in einen Sieg verwandelt. Muhammad konnte keine solche siegesgewissen Worte wagen, weil es im Islam keine Heilsgewißheit gibt. Muhammad liegt noch im Grab und ist nicht auferstanden. Jesus aber lebt!

2.04.8 -- Abu Djahls Mordanschlag auf Muhammad

Nachdem Muhammad sich entfernt hatte, sagte Abu Djahl: “Ihr seht, Muhammad will nichts anderes, als unseren Glauben schmähen, unsere Väter beschimpfen, uns für töricht erklären und unsere Götter lästern. Ich nehme daher Gott zum Zeugen, daß ich mich morgen mit einem Stein, der so schwer ist, daß ich ihn noch mit einer Hand tragen kann, zur Ka'ba begebe. Wenn dann Muhammad beim Gebet niederfällt, zerschmettere ich ihm damit den Kopf. Ihr mögt mich dann beschützen oder den Söhnen Abd Manafs ausliefern, damit sie nach Belieben mit mir verfahren.” Die Quraischiten antworteten hierauf: “Wir werden dich nie ausliefern! Tu, was du willst!”

Am folgenden Tag nahm Abu Djahl einen schweren Stein und erwartete Muhammad im Heiligtum. Dieser kam des Morgens wie üblich und betete, wie er es stets in Mekka zu tun pflegte, mit dem Gesicht nach Syrien* gerichtet, zwischen dem Schwarzen Stein und dem südlichen Pfeiler, so daß sich die Ka'ba zwischen ihm und Syrien befand. Alle Quraisch waren versammelt, um zu sehen, was Abu Djahl tun werde. Muhammad fiel nieder, Abu Djahl trat mit dem Stein auf ihn zu. Als er ihm aber nahe kam, wandte Abu Djahl sich plötzlich zur Flucht. Sein Gesicht war dabei ganz entstellt und voller Entsetzen. Seine Hand hielt zitternd den Stein, bis er ihn wegwarf. Die Quraisch traten ihm entgegen und fragten: “Was ist los?” Er antwortete: “Ich wollte ausführen, was ich euch gestern mitgeteilt hatte. Als ich Muhammad aber nahe kam, sah ich ein Kamel zwischen ihm und mir mit einem Kopf und mit Zähnen, wie ich sie nie an einem Kamel gesehen hatte. Es machte Miene, mich aufzufressen!”**

* Muhammad betete zuerst in Richtung nach Jerusalem, wie es bei den Juden der arabischen Halbinsel der Brauch war. Jerusalem gehörte damals zur syrischen Provinz Ostroms.
** Der übernatürliche Schutz, den Muhammad erfuhr, war kein gnädiger Schutz durch einen heiligen Engel Gottes, sondern glich dem Dazwischentreten eines Dämons, der sich in tierischer Form mit einer gräßlichen Fratze zeigte.

2.04.9 -- Al-Nadr ibn al-Harith, weitgereister Widersacher Muhammads

Nachdem Abu Djahl dies berichtet hatte, erhob sich al-Nadr ibn al-Harith und sprach: “O ihr Quraischiten, bei Allah, es ist etwas über euch gekommen, das ihr mit List nicht abwenden könnt. Als Muhammad noch jung war, war er beliebt. Er galt unter euch als der Wahrhaftigste und Treueste, bis er älter wurde und über euch brachte, was ihr wohl wißt. Da nanntet ihr ihn einen Zauberer. Aber bei Allah, er ist kein Zauberer. Er bläst nicht und macht keine Knoten, wie die Zauberer zu tun pflegen. Ihr sagtet dann, er sei ein Wahrsager, aber er ist kein Wahrsager. Er reimt nicht wie sie und redet nicht irre. Ihr behauptetet hierauf, er sei ein Dichter. Aber er ist kein Dichter. Wir kennen die verschiedenen Versarten. Sie gleichen nicht seinen Reden. Ihr nanntet ihn besessen, aber, bei Allah, er murmelt nicht, er stöhnt nicht und rast nicht wie ein Besessener. Darum überlegt euch eure Sache, denn es ist euch etwas Schwieriges zugestoßen. “Al-Nadr war einer der bösartigsten Gegner Muhammads unter den Quraisch, einer von denen, die ihn gekränkt und verhaßt gemacht hatten. Er hatte Hira besucht und dort die Geschichten des Rustems* und des Isfendiars* gehört. Wenn nun Muhammad in einer Gesellschaft zum Glauben an Allah ermahnte und sein Volk vor Allahs Strafe warnte, die früher bereits andere Völker getroffen hatte, ergriff er nach Muhammad das Wort und sagte: “Ich weiß schönere Geschichten als Muhammad.” Er erzählte ihnen dann von den Königen der Perser und von Isfendiar und Rustem. Auf Nadr beziehen sich acht Verse des Qur’ans, etwa der Vers: “Wenn ihm unsre Verse vorgetragen werden, sagt er: ‚Das sind Fabeln der Früheren’” (Sure al-Qalam 68,15).

* Rustem und Isfendiar sind persische Könige, deren Heldentaten an den Lagerfeuern der Beduinen immer wieder erzählt wurden.

2.04.10 -- Wie die Quraisch die Rabbiner befragen ließen

Weil al-Nadr die Botschaft Muhammads unglaubwürdig machte, sandten ihn die Quraisch mit 'Uqba ibn Abi Mu'ait zu den Rabbinern nach Medina.* Sie sollten ihnen über Muhammad, seine Reden und Eigenheiten berichten und sie fragen, was sie von ihm hielten, zumal die Rabbiner zu den Buchbesitzern gehörten, Kenntnis der alten Bücher hatten und vieles von den Propheten wußten, wovon sie selbst keine Ahnung hatten. Sie reisten nach Medina und begaben sich zu den Rabbinern. Sie sprachen diese weisungsgemäß auf Muhammad an. Ihre Antwort lautete: “Richtet drei Fragen an ihn, die wir euch mitgeben wollen. Beantwortet er sie, so ist er ein gesandter Prophet, wenn nicht, so ist er ein Lügner. Achtet darauf, wie ihr gegen ihn verfahrt! Fragt ihn zuerst nach den Männern, die in früheren Zeiten dahingegangen sind. Es wird Wunderbares von ihnen berichtet. Fragt ihn ferner nach dem Wanderer, der bis zum äußersten Osten und Westen der Erde gelangt ist, und endlich nach dem Geist. Gibt er euch Antwort, so folgt ihm, denn er ist ein Prophet. Gibt er euch keine Antwort, so ist er ein Lügner.”

* In Medina, dem ehemaligen Yathrib, gab es Stadtteile, in denen wohlhabende Juden wohnten. Unter ihnen lebten auch angesehene Rabbiner, die im ganzen Land als Gelehrte der Thora und der Kabbala bekannt waren.

AI-Nadr und 'Uqba kehrten nach Mekka zurück und sagten den Quraisch: “Wir haben jetzt eine Möglichkeit zur Klärung der Angelegenheit erhalten,” und teilten ihnen die Fragen der Rabbiner und deren Worte mit. Dann gingen sie zu Muhammad und legten ihm die drei Fragen vor. Muhammad erwiderte mit Bestimmtheit: “Morgen werde ich euch die Antwort geben.” Er wartete aber fünfzehn Nächte, ohne daß ihm eine Offenbarung gegeben wurde. Die Mekkaner versammelten sich schließlich und sagten: “Muhammad hat uns auf den folgenden Tag eine Antwort versprochen, und nun sind bereits fünfzehn Nächte vorüber.” Muhammad selbst war sehr betrübt, weil die Offenbarung ausblieb und weil die Mekkaner ihn verhöhnten. Endlich sandte Allah Gabriel zu Muhammad. Der sagte zu Gabriel: “Du bist lange ausgeblieben. Ich habe Schlimmes befürchtet.” Gabriel antwortete: “Wir können nur auf Allahs, deines Herrn Befehl zu dir herabkommen. Er hat zu gebieten über das, was in unseren Händen, was hinter uns und was dazwischen ist.” Er sprach dann die Sure al-Kahf mit dem Lob Allahs und dem Prophetentum Muhammads, das man ihm absprechen wollte: “Lob dem Herrn, der seinem Sklaven die Schrift offenbart hat!” (Sure al-Kahf 18,1) Sie diente als Bestätigung auf ihre Frage nach seinem Prophetentum. Außerdem sei es rechtens, “daß er mit großer Strafe von Allah drohe, mit baldiger Strafe in diesem Leben und schwerer Pein in jenem Leben” (Sure al-Kahf 18,2). Richtig sei auch, “daß er den Gläubigen, die Gutes tun, einen schönen Lohn verkünde, in welchem sie immer verharren dürften” (Sure al-Kahf 18,2+3), nämlich eine Wohnung in der Ewigkeit, in der sie unsterblich sind, denen, die an seine Offenbarung glauben, welche andere für Lügen halten, und die die ihnen befohlenen Werke vollbringen. “Des weiteren solle er diejenigen warnen, die behaupten, Allah habe ein Kind” (Sure al-Kahf 18,4). Er meinte damit die Quraisch, die die Engel als Töchter Allahs anbeteten. “Sie hatten keine Kenntnis von Allah, ebensowenig wie ihre Väter, von denen sie sich nicht trennten und deren Religion sie nicht schmähen lassen wollten” (Sure al-Kahf 18,5). Weiter fuhr Gabriel fort: “Du quälst dich aus Kummer über ihr Benehmen, wenn sie diese Offenbarung nicht glauben. Aber Allah sagt dir, du sollst dies nicht tun” (Sure al-Kahf 18,6).

Als einst Männer sich in eine Höhle flüchteten und riefen: ,Herr! Schenke uns deine Barmherzigkeit und zeige uns das Rechte!’ Da verschlossen wir (Allah) ihre Ohren jahrelang in jener Höhle. Dann weckten wir sie wieder auf, um zu sehen, ob einige die Dauer ihres Aufenthaltes ausrechnen konnten ... Es waren Männer, die an Allah glaubten und denen wir unsre Leitung in vollem Maße zukommen ließen. Wir stärkten ihr Herz, als sie sich erhoben, und sagten: ‚Unser Herr ist der Herr des Himmels und der Erde; wir beten außer ihm keinen Gott an, sonst würden wir Unwahres reden.’ Unser Volk hat andere Götter außer Allah anerkannt. Haben sie triftige Gründe dafür? Wer ist ein größerer Übeltäter als derjenige, der über Allah Lügen erdichtet! Als ihr euch von euren Göttern lossagtet und von allem, was ihr außer Allah noch angebetet habt, da sagte einer zum anderen: ,Flüchtet in die Höhle, Allah wird seine Gnade über euch ausbreiten und euch Erleichterung gewähren.’ Du hättest sehen können, daß, wenn die Sonne aufging, sie sich in ihrer Höhle nach rechts gewendet hatten, und wenn sie unterging, nach links; dabei befanden sie sich in ihrer Mitte. Das sind Zeichen Allahs: ‚Wen Allah leitet, der wird geleitet; wen er irreführt, der findet keinen anderen Herrn, der ihn auf den rechten Weg führt.*’” (Suren al-Kahf 18,9-17)

* Der Islam lehrt eine doppelte Prädestination zum Heil und zur Hölle (Suren al-Ra'd 13,27; Ibrahim 14,4; al-Nahl 16,93; Fatir 35,8; al-Muddaththir 74,31). Ein Moslem hat wenig Freiheit zur eigenen Entscheidung. Der weitverbreitete Fatalismus und die Verantwortungslosigkeit im Islam finden hier ihre Begründung.
Jesus aber hat uns zur Freiheit der Kinder Gottes berufen, die mit ihrem eigenen Willen das für sie bereite Heil ablehnen oder annehmen können. Christus starb anstelle aller Menschen und erwartet den Glauben an ihn als Dank für seine Stellvertretung. Die Entscheidungsfreiheit der Christen adelt sie zur Verantwortlichkeit und Aktivität.
Die christliche Prädestination findet ihre Lösung in dem Wort des Apostel Paulus, daß wir “in Christus” erwählt worden sind (Epheser 1,4). Alle Menschen sind nur wegen Jesus, ihrem Stellvertreter, erwählt. Wer an den glaubt (und mit ihm lebt) der ist gerecht (Römer 10,4).

Man meinte, die Männer in der Höhle seien wach, aber sie schliefen. Wir drehten sie bald nach rechts, bald nach links, und ihr Hund streckte seine Vorderfüße an der Tür aus” (Sure al-Kahf 18,18) ... “22 Sie sagten: ‚Es waren drei, und der vierte war ihr Hund. Andere behaupteten, es seien fünf, und der Hund sei der sechste gewesen. Wieder andere sagen, es seien sieben Männer gewesen und ihr Hund der achte. Allah kennt ihre Zahl, und nur wenige kennen sie. Laß dich nicht in einen Streit mit ihnen ein und fordere keine Auskunft von ihnen über sich; denn sie haben keine Kenntnis davon. 23 Sage auch niemals: ,Ich werde dies morgen tun,’ 24 ohne hinzuzusetzen, ‚so Allah will,’ gedenke deines Herrn, wenn du es vergessen hast und sprich: ‚Vielleicht wird mein Herr mich noch mehr in die Wahrheit leiten.’ 25 Die Männer blieben dreihundert Jahre in ihrer Höhle und dann noch weitere neun Jahre” (Sure al-Kahf 18,22-25).

In bezug auf ihre Frage über den Wanderer heißt es: “Sie werden dich fragen über den Zweigehörnten (Alexander der Große). Sprich! Ich will euch etwas über ihn vorlesen: Wir haben ihm Macht auf Erden und Zugang zu allem gegeben, und er ging seinen Weg.” (Sure al-Kahf 18,83-85) Von dem Zweigehörnten wird berichtet, Allah habe ihm mehr als jedem anderen Macht gegeben. Alle Wege wurden ihm geebnet, so daß er die ganze Erde von Osten bis Westen unterjochte, bis er dahin kam, wo es keine Menschen mehr gibt.

Ein in den persischen Traditionen bewanderter Mann hat mir berichtet: “Der Zweigehörnte war ein Ägypter und hieß Marzuban ibn Marzuba und stammte von Junan, dem Sohne Jafeth ibn Nuh her. Sein Name war Iskander. Er ist der Erbauer von Alexandrien.”

Thaur ibn Jazid hat mir von Khalid ibn Madan al-Kalai, einem Zeitgenossen Muhammads, erzählt: “Muhammad wurde einst über den Zweigehörnten befragt, und er antwortete: Es war ein Engel, der die Erde von unten mit Stricken gemessen hat.” Khalid berichtet ferner, Umar habe einst gehört, wie jemand den Zweigehörnten anrief. Da habe Muhammad gesagt: “Allah! Verzeihe! Ist es nicht genug, daß ihr Propheten anruft? Wollt ihr auch noch Engel anrufen?”

In bezug auf die Frage über den Geist heißt es: “Sie werden dich fragen über den Geist,* sprich, der Geist gehört zu den Dingen meines Herrn, euch ist nur wenig Kenntnis gegeben” (Sure al-Isra' 17,85).

* Der Geist Gottes bzw. der Heilige Geist war bei den Juden in Medina und bei den Moslems in Mekka weitgehend unbekannt. Die Gemeinde Christi aber ist der Tempel des Heiligen Geistes und lebt in seiner Kraft (Johannes 3,34-36; Apostelgeschichte 1,8; 2,1-4; Römer 5,5; 8,1-16; 1. Korinther 3,16; 6,19 u. a.). Christen leben in der Kraft und unter der Führung des Heiligen Geistes. Ein Moslem trägt keinen Heiligen Geist und kein ewiges Leben in sich. Natürliche Frömmigkeit darf nicht mit geistlicher Wiedergeburt (vgl. Johannes 3,1-8) verwechselt werden.

Als Muhammad später nach Medina kam, fragten ihn die Rabbiner: “Meintest du uns oder deine Leute, als du sagtest: Euch ist wenig Kenntnis gegeben?” Muhammad erwiderte: “Die einen wie die andern.” Da sagten sie: “Hast du nicht in deiner Offenbarung gelesen, daß uns die Thora gegeben worden ist, in der alles erklärt ist?” Muhammad antwortete: “Auch sie enthält in bezug auf die Erkenntnis Allahs nur wenig. Für euch aber genügt es, wenn ihr euch danach richtet.” Über diesen Einwand der Rabbiner heißt es im Qur’an: “Wenn alle Bäume der Erde Federn wären und das Meer Tinte, und hinter demselben noch sieben Meere, so würden die Worte Allahs damit doch nicht erschöpft. Allah ist mächtig und weise” (Sure Luqman 31,27).

In bezug auf ihr ferneres Verlangen, daß er für sich Gärten, Paläste und Schätze erflehen solle und daß Allah einen Engel schicke, der für ihn zeuge und ihn verteidige, heißt es: “7 Sie sagen, was ist das für ein Gesandter, der Speisen ißt und auf den Märkten umhergeht. Käme doch ein Engel als Warner mit ihm herunter 8 oder sendete ihm Allah einen Schatz oder einen Garten, von welchem er sich ernähren könnte.” Die Ruchlosen sagen: “Ihr folgt nur einem verzauberten Menschen! 9 ‚Sieh, mit was sie dich vergleichen und wie sie vom rechten Weg abirren. 10 Gepriesen sei derjenige, der, wenn er wollte, dir noch mehr als dieses in deinem Leben spenden könnte, Gärten, unter welchen Bäche fließen, und Paläste’” (Sure al-Furqan 25,7-10).

Wir haben vor dir keinen Boten geschickt, der nicht Speisen gegessen hätte und auf die Märkte gegangen wäre. Wir haben einige von euch den andern zur Versuchung gesetzt, ob ihr wohl ausharret. Dein Herr sieht alles” (Sure al-Furqan 25,20).

Auf die Worte des Abd Allah ibn Abi Umaiyya beziehen sich folgende Verse: “90 Sie sagen, wir glauben nicht an dich, bis du uns aus der Erde eine Quelle hervorsprudeln läßt 91 oder bis vor dir Gärten entstehen mit Palmen und Reben, in deren Mitte Bäche entspringen, 92 oder bis du, wie du vorausgesagt hast, Stücke vom Himmel auf uns herabstürzen läßt oder mit Allah und Scharen von Engeln daherkommst 93 oder bis du ein geschmücktes Haus hast oder in den Himmel steigst. Aber auch dann glauben wir nicht, bis du uns ein Buch herabbringst, das wir lesen. Sprich! Gepriesen sei mein Herr! Ich bin nur ein Mensch, ein Bote” (Sure al-Isra' 17,90-93).

Über ihre Aussage, daß ein Mann aus Yamama namens Rahman Muhammads Lehrer sei, heißt es im Qur’an: “So haben wir dich zu einem Volk gesandt, wie es schon bei früheren Völkern vorgekommen ist, daß du ihnen vorliest, was wir dir geoffenbart haben, und sie leugnen den Rahman*’ Sprich! Er ist mein Herr. Es gibt keinen Gott außer ihm. Auf ihn vertraue ich, und zu ihm kehrt alles zurück” (Sure al-Ra'd 13,30).

* Rahman ist ein jemenitisches Wort und bedeutet die Personifizierung des Erbarmens. Dieser Begriff scheint in Mekka unbekannt gewesen zu sein, so daß er ein erklärendes Adjektiv benötigte. Dieses heißt rahim und wird als Synonym angesehen. Alle Suren beginnen außer einer mit der Formel: “Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers!.

In bezug auf das Geld, das Muhammad angeboten wurde, heißt es: “Sprich! Ich verlange keinen Lohn von euch. Behaltet ihn! Allah wird mich belohnen. Er ist Zeuge aller Dinge” (Sure Saba' 34,47).

Als aber Muhammad ihre Frage beantwortet und seine Kenntnis des Verborgenen offengelegt und damit nachgewiesen hatte, daß er die Wahrheit spreche und wirklich ein Prophet sei, hielt sie der Neid davon ab, an ihn zu glauben und ihm zu folgen. Sie blieben widerspenstig gegen Allah, wandten sich mit geöffneten Augen von ihm ab und verharrten in ihrem Unglauben. Einer von ihnen sagte: “Hört diesen Qur’an gar nicht an. Setzt ihn herab. Vielleicht siegt ihr!” (Sure Fussilat 41,26)

Abu Djahl sagte eines Tages im Spott über Muhammad und seine Offenbarung: “O ihr Quraischiten! Muhammad behauptet, die Zahl der Diener Allahs, die euch in der Hölle peinigen und darin festhalten, sei neunzehn. Ihr aber seid der größte Stamm. Sollten wohl hundert Mann von euch nicht je einen dieser Sklaven überwältigen können?”

Da offenbarte Allah: “Wir haben nur Engel* zu Herren der Hölle gemacht und ihre Zahl als Versuchung für die Ungläubigen bestimmt” (Sure al-Muddaththir 74,31).

* Engel sind Diener Gottes, zum Schutz der Heiligen ausgesandt. Sie versuchen die Menschen nicht zur Sünde. Muhammad aber vermochte gefallene Engel bzw. Dämonen nicht von den Engeln Gottes zu unterscheiden. Wahrscheinlich ist er nie einem Herrlichkeitsengel Gottes begegnet, sondern nur mit Dämonen in Kontakt gekommen, die sich zwar als Engel ausgeben, aber in Wirklichkeit unreine Geister sind.

Nach diesen Auseinandersetzungen wandten sich die Quraischiten von Muhammad ab, sooft er laut aus dem Qur’an vorlesen wollte, und hörten ihm nicht mehr zu. Wenn einer trotzdem zuhören wollte während er betete, tat er dies insgeheim, aus Furcht vor den anderen, und wenn er sah, daß sie es doch merkten, so entfernte er sich, weil er befürchten mußte, von ihnen mißhandelt zu werden.

Abd Allah ibn 'Abbas hat gesagt: “Der Vers: ‚Sprich dein Gebet nicht zu laut und nicht zu leise, wähle die Mitte dazwischen’ (Sure al-Isra' 17,110), sei in bezug auf diese Leute geoffenbart worden.” Er sollte nämlich nicht zu laut beten, damit die Leute sich nicht von ihm abwenden, aber auch nicht zu leise, damit jene, die ihm unbemerkt zuhören wollten, ihn verstehen, manches auffassen und zu ihrem Nutzen anwenden könnten.

2.04.11 -- Widerstand in Mekka gegen das Rezitieren von Suren

Der erste, der nach Muhammad in Mekka den Qur’an laut rezitierte, war Abd Allah ibn Mas'ud.* Die Gefährten Muhammads waren nämlich eines Tages versammelt und sagten: “Bei Allah, die Quraisch haben noch nie gehört, wie ihnen der Qur’an laut vorgetragen wurde. Wer will es tun?” – “Ich,” antwortete Abd Allah ibn Mas’ud. Da sagten sie: “Wir fürchten die Quraisch. Wir müssen einen Mann haben, der einem Geschlecht angehört, das ihn schützt, wenn die Quraisch gegen ihn vorgehen.” Abd Allah entgegnete: “Laßt mich, Allah wird mich schützen!” Am nächsten Morgen ging er in das Heiligtum, als die Quraisch versammelt waren, und sagte mit lauter Stimme: “Im Namen Allahs des barmherzigen Erbarmers: al-Rahman, hat den Qur’an gelehrt!” (Sure al-Rahman 55,2). Die Quraisch horchten auf und sagten: “Der Sohn der Mutter eines Sklaven rezitiert laut eine Offenbarung Muhammads.” Sie standen auf und schlugen ihm ins Gesicht. Er aber ließ sich nicht beirren, sondern las noch eine Weile vor und ging dann wieder zu seinen Gefährten. Sie entdeckten die Spuren der Schläge in seinem Gesicht und riefen: “Das haben wir befürchtet!” Er aber erwiderte: “Die Feinde Allahs sind mir nie verächtlicher erschien als jetzt. Wenn ihr wollt, werde ich ihnen morgen wieder Suren rezitieren.” Sie aber antworteten: “Es ist genug, du hast sie hören lassen, was ihnen verhaßt ist.”

* Abd Allah ibn Mas’ud war einer der schreibgewandten Begleiter Muhammads, der seine sogenannten Offenbarungen niederschrieb.

2.04.12 -- Wie die Quraischiten auf Muhammads Vorlesungen reagierten

Sobald Muhammad den Qur’an rezitierte und die Quraischiten ermahnte, an Allah zu glauben, sagten sie spottend: “Unser Herz ist eingehüllt in einer Hülle und bleibt unzugänglich für deine Ermahnungen. Unsere Ohren sind taub für deine Klugheit. Wir hören nicht, was du sagst. Zwischen uns und dir hängt ein Vorhang, der uns scheidet. Handle du nach deiner Überzeugung, wir handeln nach der unsrigen. Wir wollen nichts von dir lernen.” Auf diese Reden hin offenbarte ihm Allah: “45 Wenn du den Qur’an vorliest, lassen wir zwischen dir und denen, die nicht an ein Jenseits glauben, einen Vorhang herabfallen. 46 ... Wenn du im Qur’an deinen Herrn als den Einzigen erwähnst, wenden sie sich um und laufen davon” (Sure al-Isra 17,45+46). Wie können sie begreifen, was du von Allahs Einheit sagst, wenn ich eine Hülle um ihr Herz gelegt, ihre Ohren taub gemacht und einen Vorhang zwischen dir und ihnen herabhängen lasse? “47 Wir wissen, was sie hören wollen, wenn sie dir zuhören und was sie einander zuflüstern und wie die Ruchlosen sagen: Ihr folgt nur einem verzauberten Menschen. 48 Sieh, mit wem sie dich vergleichen, wie sie irren und den rechten Weg nicht finden. 49 Sie spotten: ‚Wenn wir Knochen und Staub sind – sollen wir dann als neue Geschöpfe wieder auferstehen?’ 50 Sprich: ‚Seid Eisen oder Stein 51 oder etwas anderes Geschaffenes, das euch groß scheint.’ Sie fragen dann: ‚Wer bringt uns ins Leben zurück?’ Antworte: ,Derjenige, der euch zum ersten Mal geschaffen hat’” (Sure al-Isra' 17,48-51).

2.04.13 -- Kampf gegen die Gefährten Muhammads

Die Quraisch bekämpften die gläubigen Gefährten Muhammads. Jeder Stamm erhob sich gegen die schwachen Moslems, die unter ihnen wohnten. Die Moslems wurden eingesperrt, geschlagen, mußten Hunger und Durst leiden und wurden gefesselt der Sonne ausgesetzt. Manche fielen wieder vom Glauben ab, um so den vielen Mißhandlungen zu entgehen. Andere stärkte Allah, daß sie ihnen trotzten. Bilal ibn Rabah, dessen Mutter Hamama hieß, ein später von Abu Bakr Freigelassener, gehörte damals einem der Söhne Djumahs. Er war einer der wahren Gläubigen. Umaiyya ibn Khalaf führte ihn in der Mittagshitze in das Tal bei Mekka, warf ihn auf den Rücken, legte ihm einen schweren Stein auf die Brust und rief: “So lasse ich dich sterben, wenn du nicht von Muhammad abfällst und Lat und Uzza anbetest.” Bilal schrie aber immerzu: “Einer, einer!” Hischam ibn 'Urwa hat von seinem Vater Bilal erzählt: “Während er so gepeinigt wurde, kam Waraqa ibn Nawfal vorüber, und als jener, ‚einer, einer!’ rief, sagte Waraqa: ,Ja, bei Allah, Bilal, einer, einer!’ Dann wandte er sich an Umaiyya und seine Helfer von den Banu Djumah und sagte: ‚Bei Allah, wenn ihr ihn tötet, werde ich an seinem Grab beten.‘“ Eines Tages, als sie ihn erneut mißhandelten, kam Abu Bakr vorüber, dessen Haus im Viertel der Banu Djumah stand und sagte zu Umaiyya: “Fürchtest du nicht Allahs Strafe wegen der Mißhandlung dieses Armen? Wie lange noch?” Er antwortete: “Du hast ihn verdorben, befreie du ihn aus seinem Elend!” – “Das will ich tun”, antwortete Abu Bakr. “Ich will dir für ihn einen schwarzen Sklaven geben, der stärker ist als er und fester an deinem Glauben hängt.” Umaiyya willigte ein. Abu Bakr schenkte Bilal die Freiheit und mit ihm noch sechs weiteren Sklaven.* Es waren: Amir ibn Fuhaira, der den Kampf von Badr und Uhud mitfocht und während der Schlacht am Brunnen Ma'una als Märtyrer starb; dann Umm Ubais und Zinnira. Zinnira wurde blind, als Abu Bakr ihr die Freiheit schenkte. Die Quraisch sagten daraufhin: “Lat und Uzza haben sie blind gemacht.” Sie rief jedoch: “Sie lügen, bei dem Haus Allahs, Lat und Uzza können weder schaden noch nützen!” Und Allah schenkte ihr das Augenlicht wieder. Ferner befreite er die Nahdiyya und ihre Tochter. Sie gehörten einer Frau von den Banu Abd al-Dar. Abu Bakr kam an ihnen vorüber, als ihre Herrin sie mit Mehl wegschickte und schwor, sie werde sie nie freilassen. Da sagte Abu Bakr: “Ist das erlaubt?” Sie antwortete: “Es ist erlaubt, du hast sie verführt, jetzt befreie sie auch.” Er fragte dann nach dem Preis und schenkte ihnen die Freiheit. Abu Bakr sagte zu ihnen, sie könnten jetzt das Mehl der Frau zurückbringen. Da fragten sie: “Sollen wir nicht erst die Arbeit vollenden und es hernach zurückbringen?” Er antwortete: “Auch das könnt ihr tun, wenn ihr wollt.” Dann kam er an einer Sklavin der Banu Mu'ammal, eines Zweiges der Banu 'Adi ibn Ka’b, vorüber, die gläubig war und die Umar, der damals noch ungläubig war, fortwährend schlug, um sie wieder vom Islam abzubringen, bis er müde war. Er sagte ihr noch, daß er nur aus Müdigkeit aufhöre, sie zu prügeln. Sie erwiderte: “Das hat Allah dir angetan.” Abu Bakr kaufte sie und schenkte ihr ebenfalls die Freiheit. Muhammad ibn Abd Allah ibn Abi 'Atiq hat mir von Amir ibn Abd Allah ibn Zubair erzählt, der es von einem seiner Verwandten gehört hat: Abu Quhafa sagte einst zu Abu Bakr: “Mein Sohn, ich sehe, daß du immer schwache Sklaven loskaufst. Kaufe doch lieber kräftige Männer frei, die dich beschützen und dir beistehen können.” Abu Bakr erwiderte: “Ich suche bei dem, was ich tue, Allahs Wohlgefallen.”

* Die Anhängerschaft des Islam in Mekka setzte sich zu einem beachtlichen Teil aus Sklaven zusammen, die in diesem Leben keine Hoffnung mehr hatten. Sie hatten in den Verheißungen Muhammads über die materiellen Freuden des Paradieses eine Hoffnung gefunden und deshalb den Islam angenommen. Viele von den gläubigen Sklaven wurden später freigekauft. So vermehrte sich die Zahl der Moslems schnell.

Die Banu Makhzum führten 'Ammar ibn Yasir mit seinen Eltern, welche zum Islam übergetreten waren, in der prallen Mittagshitze auf den heißen Boden Mekkas. Da kam Muhammad vorüber. Er soll gesagt haben: “Geduld, Geschlecht Yasirs! Euch ist das Paradies verheißen.” 'Ammars Mutter wurde getötet, weil sie nicht vom Islam abließ.*

* Die Zahl der Märtyrer für den Islam in Mekka wuchs.

Es war der ruchlose Abu Djahl, der die Quraisch gegen die Gläubigen aufhetzte. Wenn er hörte, daß ein starker, angesehener Mann zum Islam übergetreten war, so wies er ihn zurecht und beschämte ihn, indem er zu ihm sagte: “Du hast den Glauben deines Vaters verlassen, der besser war als du. Wir werden dich für geistesgestört und schwachköpfig erklären und deinen guten Ruf schmälern.” War der Bekehrte ein Kaufmann, so sagte er zu ihm: “Bei Allah, wir werden deine Waren nicht mehr kaufen und dich zugrunde richten.” War es ein Armer und Schwacher, so schlug er ihn und hetzte andere gegen ihn auf. Hakim ibn Djubair berichtet: “Die Götzendiener schlugen die Gefährten Muhammads, ließen sie Hunger und Durst leiden, bis sie vor Schwäche nicht mehr aufrecht sitzen konnten und endlich der Verführung erlagen und Lat und Uzza als Götter anerkannten. Sogar einen Käfer am Wege mußten sie als Gott anbeten, um ihre schwere Pein loszuwerden.”

2.05 -- Die erste Auswanderung nach Abessinien (ca. 615 n.Chr.)

2.05.1 -- Die erste Flucht einiger Moslems

Als Muhammad erkannte, in welcher Not sich seine Gefährten befanden, während er selbst durch Allahs und seines Onkels Schutz unbelästigt blieb, sagte er zu ihnen: “Wie wäre es, wenn ihr nach Abessinien* auswandern würdet? Dort regiert ein König, der kein Unrecht duldet. Es ist ein Land, in dem Aufrichtigkeit herrscht und in dem ihr bleiben könnt, bis Allah euch aus eurem jetzigen Zustand befreit.”

* Muhammad, der unter dem Sippenschutz Abu Talibs lebte, riet den sozial schlecht gestellten Moslems, in das christliche Abessinien auszuwandern. Die Christen dort gewährten den Moslems Asyl und retteten den Islam vor dem Untergang. Muhammad und die Moslems wußten, daß bei den Christen Aufrichtigkeit herrschte und Unrecht nicht geduldet wurde.

Aus Furcht vor Versuchung und um ihren Glauben zu retten, begannen die Gefährten Muhammads, nach Abessinien auszuwandern. Es war die erste Auswanderung der Gläubigen.

Die Gesamtzahl der Auswanderer, ohne die kleinen Kinder, die mitgenommen oder in Abessinien geboren wurden, belief sich auf 83 Personen, wenn Ammar ibn Yasir, bei dem es zweifelhaft ist, ob er dabei war, mitgerechnet wird.

Als die Moslems in Abessinien Sicherheit gefunden hatten und ohne Furcht Allah anbeten durften, weil der Nadjaschi ihnen lobenswerten Schutz gewährte, dichtete Abd Allah ibn al-Harith ibn Qays folgende Verse:

Benachrichtige von mir, wandernder Reiter, jeden, der Allah und den Glauben erhofft, jeden Diener des Herrn, der in Mekka der Verführung und der Gewalt ausgesetzt ist: Wir haben gefunden, daß Allahs Land geräumig ist und daß es gegen Erniedrigung, Schmach und Schande Schutz bietet. Verharret nicht in Erniedrigung in diesem Leben, in Beschämung nach dem Tode und in Sünden, bei denen es keine Sicherheit gibt. Wir sind dem Gesandten Allahs gefolgt, sie aber haben das Wort des Propheten verworfen und sind in der Waagschale hoch hinaufgestiegen. Strafe, o Allah, die Übeltäter, lasse sie nicht aufkommen und mir Gewalt antun.

2.05.2 -- Der Auslieferungsantrag der Quraischiten

Als die Quraisch erfuhren, daß die Gefährten Muhammads in Abessinien Ruhe und Sicherheit sowie feste Wohnplätze gefunden hatten, beschlossen sie, aus ihrer Mitte zwei tüchtige Männer zum Nadjaschi zu schicken. Sie sollten ihn bewegen, die Moslems wieder aus dem Lande zu treiben. Die Gesandten waren Abd Allah ibn Abi Rabi'a und Amr ibn al-'As ibn Wa'il. Man gab ihnen reichlich Geschenke für den Nadjaschi und die Patrizier mit.

Die Auswanderer (Asylanten) erzählten: “Als wir nach Abessinien kamen, gewährte uns der Nadjaschi den besten Schutz. Wir konnten in Sicherheit unserem Glauben anhängen und Allah anbeten. Niemand tat uns etwas zuleide, noch bekamen wir irgendwelche Unannehmlichkeiten. Als die Quraisch dies vernahmen, beschlossen sie, zwei tüchtige Männer zum Nadjaschi zu senden, die die besten Waren Mekkas als Geschenke bei sich hatten. Das Kostbarste darunter war Leder, mit dem man den Herrscher und seine Obersten reichlich beschenken wollte. Abd Allah ibn Abi Rabi'a und Amr ibn al-'As erhielten den Auftrag, zuerst den Patriziern ihre Geschenke zu überreichen und dann erst beim Nadjaschi vorzusprechen und ihm die für ihn bestimmten Gaben zu überreichen. Sie sollten ihn dann ersuchen, ihnen die Moslems ohne vorherige Anhörung auszuliefern.

Die Gesandten kamen in Abessinien an, wo sie den besten Aufenthalt bei dem hilfsbereiten Gastfreund gefunden hatten. Sie beschenkten alsbald, noch ehe sie den Nadjaschi gesprochen hatten, alle Patrizier und sagten zu ihnen: Es haben sich in das Land eures Königs junge, törichte Leute geflüchtet, die den Glauben ihrer Väter verlassen haben, aber euren Glauben nicht annehmen, die einen neuen Glauben gebracht haben, der uns und euch nicht bekannt ist. Darum schicken uns die Edelsten unseres Volkes zum König, um sie zurückzubringen. Wenn wir daher mit dem König darüber verhandeln, so ratet ihm, sie uns auszuliefern, ohne zu ihnen zu sprechen; denn ihr Volk kennt sie besser und weiß, was tadelnswert an ihnen ist.’

Als die Patrizier sich mit ihnen einverstanden erklärt hatten, überreichten die Gesandten ihre Geschenke dem Nadjaschi. Nachdem er sie angenommen hatte, wiederholten sie vor ihm, was sie den Patriziern gesagt hatten und baten ihn im Namen der Edelsten ihres Volkes – darunter auch Väter und Onkel der Ausgewanderten – sie auszuliefern. Die Patrizier, die den König umgaben, stimmten ihnen bei und sagten: “Gewiß kennen ihre Leute sie besser und wissen, worin sie sich vergangen haben. Darum liefere sie aus. Laß sie mit den Gesandten wieder zu den Ihrigen zurückkehren.” Die Gesandten fürchteten nichts mehr, als daß der Nadjaschi mit den Moslems sprechen würde.

Der Nadjaschi geriet in Zorn und rief: “Bei Allah, ich werde Leute, die in mein Land gekommen sind und meinen Schutz jedem anderen vorgezogen haben, nicht ausliefern, bis ich sie über das, was die Gesandten behaupten, verhört habe. Verhält es sich nach deren Aussage, so liefere ich sie aus und schicke sie zu ihrem Volk zurück, wenn nicht, so schütze ich sie und gestatte ihnen, hier zu wohnen, solange es ihnen beliebt.”

2.05.3 -- Der Nadjaschi befragt die Auswanderer*

Nun wurde ein Bote zu den Gefährten Muhammads geschickt, um sie zu rufen. Als der Bote zu ihnen kam, versammelten sie sich, und einer fragte den anderen: “Was wirst du dem König sagen, wenn du vor ihm erscheinst?” Sie antworteten: “Wir werden sagen, was wir wissen und was uns der Prophet anbefohlen hat, es entstehe daraus, was da wolle.”

* Anhörung der moslemischen Auswanderer gilt als die erste öffentliche christlich-islamische Disputation.

Als sie vor den Nadjaschi kamen, der auch seine Bischöfe mit ihren Büchern um sich versammelt hatte, fragte er sie: “Was ist das für eine Religion, um derentwillen ihr euch von eurem Volke getrennt habt und die euch abhält, meinen oder irgendeinen anderen Glauben anzunehmen?” Dja’far, der Sohn Abu Talibs, antwortete hierauf: “O König, wir waren in Unwissenheit, beteten Götzen an und aßen totes Vieh. Wir begingen obszöne Dinge, verletzten die Verwandtenliebe und die Gastfreundschaft. Der Starke verzehrte den Schwachen, bis uns Allah einen Gesandten aus unserer Mitte schickte, dessen Abstammung, Wahrheitsliebe, Treue und Keuschheit wir kennen. Er forderte uns auf, Allah allein anzubeten und uns abzuwenden von Steinen und anderen Götzen, die wir und unsere Väter außer Allah noch angebetet hatten. Er befahl uns ferner, aufrichtig in unseren Worten zu sein, Treue zu bewahren, die Verwandten zu lieben und den Gast zu schützen, abzulassen von Verbotenem, kein Blut zu genießen, keine Schändlichkeiten zu begehen, nicht zu lügen, das Gut der Waisen nicht zu verzehren und tugendhafte Frauen nicht zu verleumden. Er hat uns befohlen, Allah ohne Genossen anzubeten, Almosen zu geben und zu fasten.”

Nachdem Dja’far noch andere Gebote des Islam aufgezählt hatte, fuhr er fort: “Mir hielten Muhammad für wahrhaftig und glaubten an ihn und folgten dem, was er uns als göttliche Offenbarung gebracht hat. Wir beten Allah allein an, ohne Genossen, entsagen dem, was er uns verboten und sahen als erlaubt an, was er uns erlaubt hatte. Da wurde unser Volk feindselig gegen uns und mißhandelte uns und suchte uns von unserem Glauben abtrünnig zu machen und uns zur Verehrung der Götzen zurückzuführen. Wir sollten die früheren Abscheulichkeiten wieder für erlaubt halten. Als sie Gewalt anwendeten, uns durch ihre Übeltaten in die Enge trieben und uns von unserem Glauben losreißen wollten, wanderten wir nach deinem Lande aus, zogen deinen Schutz jedem anderen vor und hofften, daß wir bei dir, o König, kein Unrecht zu dulden haben würden.”

Der Nadjaschi fragte ihn hierauf, ob er etwas von dieser göttlichen Offenbarung bei sich habe.

Als er bejahte, forderte er ihn auf, es ihm vorzulesen. Dja’far las ihm den Anfang der 19. Sure Maryam (Maria) vor. Da weinte der Nadjaschi so sehr, daß sein Bart naß wurde. Auch die Patrizier benetzten ihre Bücher mit ihren Tränen, als sie hörten, was er ihnen vorlas. Dann sagte der Nadjaschi: “Dieses und das, was Moses geoffenbart hat, kommt aus derselben Quelle. Geht! Ich bin weit davon entfernt, sie euch auszuliefern.”

2.05.4 -- Was die Auswanderer dem Nadjaschi über 'Isa gesagt haben

Als die Gesandten den Nadjaschi verlassen hatten, sagte Amr ibn al-'As: “Bei Allah, ich werde ihm morgen Dinge von ihnen berichten, durch die ihre grünen Pflanzen entwurzelt werden.” Abd Allah ibn Abi Rabi'a, der andere Gesandte, meinte: Tu es nicht, wenn sie uns auch widersprechen, so sind sie doch unsere Verwandten.” Amr erwiderte aber: “Bei Allah, ich werde dem König sagen, daß sie ‘Isa (Jesus), den Sohn der Maria, für einen Sklaven halten.”

Am anderen Morgen begab sich Amr erneut zum Nadjaschi und sagte: “O König! Sie führen schlimme Reden gegen Christus. Schicke nach ihnen und frage sie, was sie von ihm sagen.” Der Nadjaschi ließ sie holen, um sie über Christus zu befragen.

“Dies war,” so erzählte Umm Salama weiter, “das Gefährlichste, was uns je widerfahren ist. Die Auswanderer versammelten sich, und einer sagte zum andern: ,Was wollen wir von ‘Isa sagen, wenn wir über ihn befragt werden?” Sie beschlossen das zu sagen, was Allah geoffenbart und was Muhammad über ihn erklärt hatte. Es möge daraus folgen, was da wolle. Als sie nun zum Nadjaschi kamen und er sie fragte, was sie von ‘Isa hielten,* sagte Dja’far: “Wir bekennen von ihm, was unser Prophet uns geoffenbart hat: ,Er ist ein Sklave Allahs, sein Gesandter, sein Geist und sein Wort, das er der Jungfrau Maria eingegeben hat’” (al-Nisa' 4,171).

* Die islamischen Asylanten betonten in der für sie gefährlichen Situation die positiven Elemente des christlichen Glaubens im Qur’an, verschwiegen aber ihre Leugnung der Gottessohnschaft Jesu und seiner Kreuzigung. So erschienen sie dem Nadjaschi als eine christliche Sekte, nicht aber als eine antichristliche Bewegung (Suren Maryam 19,17-35; Al 'Imran 3,34-59).

Der Nadjaschi hob ein Stück Holz von der Erde auf und sagte: “Jesus, der Sohn Marias, ist nicht um dieses Stück Holz mehr als das, was du von ihm gesagt hast.” Die Patrizier, die um ihren König herumstanden, murmelten etwas. Er aber fuhr fort: “Murmelt nur!” – “Bei Allah,” sagte er dann zu den Ausgewanderten, “geht nur, ihr seid sicher in meinem Land. Wer euch beleidigt, soll bestraft werden!” Wer euch beleidigt, soll bestraft werden!’ wiederholte er. “Nicht um einen Berg Goldes möchte ich einem von euch etwas zuleide tun. Gebt den Gesandten ihre Geschenke zurück! Ich brauche sie nicht! Ich habe Allah nicht bestochen, als er mir mein Reich zurückgab; wie sollte ich mich gegen ihn bestechen lassen? Er hat den Gesandten kein Gehör geschenkt. Warum sollte ich gegen Allah ihrem Willen folgen?”

Die Gesandten zogen beschämt und ohne etwas erreicht zu haben ab.

Wir blieben bei dem Nadjaschi in bester Ruhe und unter bestem Schutz. Während wir in seinem Lande lebten, zettelte ein Abessinier einen Aufstand gegen den Nadjaschi an. Dies versetzte uns in größte Erregung. Wir befürchteten, der Nadjaschi könnte unterliegen und sein Widersacher unser Recht nicht so anerkennen wie er. Als der Nadjaschi gegen die Rebellen auszog und nur noch der Nil die feindlichen Heere trennte, sagten die Gefährten des Propheten: “Wer wird den Kampf beobachten und uns Nachricht über seinen Ausgang bringen?” Al-Zubair ibn al-Awwam, einer der Jüngsten, meldete sich. Sie waren damit einverstanden und bliesen einen Schlauch für ihn auf. Er hing ihn um seine Brust und schwamm darauf, bis er in die Gegend kam, in der die Schlacht stattfand. Wir aber beteten zu Allah, er möge dem Nadjaschi den Sieg geben und seine Herrschaft festigen.

Während wir der Dinge harrten, die kommen sollten, kehrte al-Zubair zurück, winkte mit seinem Gewand und rief: “Gute Botschaft! Der Nadjaschi hat gesiegt!” Allah hatte seine Feinde vertilgt. Bei Allah, wir haben noch nie eine größere Freude erlebt als damals.

Der Nadjaschi kehrte siegreich zurück, denn Allah hatte seine Feinde zugrunde gerichtet und seine Macht gefestigt, so daß ganz Abessinien sich um ihn scharte. Wir aber hatten bei ihm den angenehmsten Aufenthalt, bis wir zu Muhammad nach Mekka zurückkehrten.”

2.05.5 -- Die Empörung der Abessinier gegen den Nadjaschi

Dja’far ibn Muhammad hat mir von seinem Vater erzählt: “Eines Tages aber rotteten sich die Abessinier zusammen und warfen dem Nadjaschi vor: ‚Du hast dich von unserem Glauben losgesagt!’ Der Nadjaschi sandte zu Dja’far und seinen Genossen, rüstete ihnen ein Schiff aus und ließ ihnen ausrichten: ‚Geht auf das Schiff, und wenn ich in die Flucht geschlagen werde, so flieht, wohin es euch beliebt. Siege ich aber, so bleibt!’ Er schrieb dann auf ein Stück Papier: ‚Ich bekenne, daß es keinen Gott gibt außer Allah, daß Muhammad sein Sklave und Gesandter ist, daß Jesus sein Sklave und sein Gesandter ist, sein Geist und sein Wort, das er Maria eingehaucht hat.’ Er steckte dann diese Zeilen in die rechte Seite seines Oberkleides und zog den Abessiniern entgegen, die sich in Reihen zur Schlacht aufgestellt hatten. Er rief: ‚O ihr Abessinier, habe ich nicht das höchste Recht, über euch zu regieren?’ Sie antworteten: ‚Ja.’ Dann fragte er: ‚Wie habt ihr meinen Lebenswandel gefunden?’ Sie antworteten: So gut wie möglich.’ – ‚Was wollt ihr also?’ – ‚Du hast unseren Glauben verlassen und Jesus einen Sklaven genannt.’– ‚Und was glaubt ihr von Jesus?’ – ,Wir sagen, er ist Gottes Sohn.’

* Der Glaube, daß Jesus nur ein Sklave Gottes war, widersprach der Auffassung der Kopten, die damals als Monophysiten die Gottheit Christi stärker herausstellten als seine Menschheit. So wirken sich die Glaubensauseinandersetzungen zwischen Arius und Athanasius und ihren Nachfolgern bis nach Abessinien hinein aus und zeigen, auf welche Seite sich Muhammad und die Moslems geschlagen haben. Der Islam wird bisweilen als eine arianische Sekte angesehen.

Der Nadjaschi legte seine Hand auf die Brust und sagte: Ich bekenne, daß 'lsa, der Sohn Maryams, nichts anderes als dies war.’ Er meinte damit was in der Schrift, auf welche er seine Hand gelegt hatte, geschrieben stand. Die Abessinier gaben sich mit diesen Worten zufrieden und gingen auseinander.”

Als der Nadjaschi starb, verrichtete Muhammad das rituelle Bestattungsgebet (in Mekka) für ihn und flehte Allah um Gnade für ihn an.

2.06 -- TEST

Lieber Leser,
wenn Sie dieses Heft aufmerksam studiert haben, können Sie die folgenden Fragen leicht beantworten. Wer 90 Prozent der Fragen in den elf Heften dieser Reihe richtig beantwortet, kann von unserem Zentrum ein Zeugnis bekommen über:

Fortgeschrittene Studien
zum Leben Muhammads aus der Sicht des Evangeliums

als eine Ermutigung für seine zukünftigen Dienste für Christus.

  1. Wie hat Muhammad den Streit der verfeindeten Stämme der Quraisch geschlichtet?
  2. Ibn Hischam sagt, daß Juden, christliche Mönche und arabische Wahrsager Muhammad vor seiner Sendung erwähnt hätten. Wie haben diese von Muhammad gewußt?
  3. Was war das Schicksal des Waraqa ibn Nawfal, des 'Ubaid Allah ibn Djahsch, des Uthman ibn al-Huwairith und des Zaid ibn Amr? Was verband sie miteinander und mit Muhammad?
  4. Ibn Ishaq sagt, daß das Eigenschaftswort des Namens Muhammads in den Evangelien gefunden werden kann. Wie geht das?
  5. Was tat Khadidja, als Muhammad ihr von der auf ihn herabkommenden Offenbarung erzählte?
  6. Wie hat Khadidja selbst die Wahrheit der Offenbarungen an Muhammad überprüft?
  7. Warum hörten die Offenbarungen an Muhammad auf und was tat er, als sie aufhörten? Wie haben die Offenbarungen wieder begonnen?
  8. Warum änderte sich der Name Zaid ibn Haritha zu Zaid ibn Muhammad? Warum kehrte sein ursprünglicher Name wieder zu ihm zurück?
  9. Wie und warum hat Abu Talib Muhammad unterstützt?
  10. Die Quraischiten haben Muhammad mit Hilfe von vier Eigenschaften beschrieben. Welches sind diese?
  11. Muhammad sagte den Leuten von Quraisch: "Ich kam zu euch mit einem Opfer." Warum sagte er das?
  12. Warum hat 'Utba ibn Rabi'a mit Muhammad verhandelt?
  13. Die Juden baten die Quraischiten, Muhammad nach drei Dingen zu fragen, um sich der Wahrheit seines Prophetentums zu vergewissern. Was sind diese drei Dinge? Was war Muhammads Antwort?
  14. Ibn Hischam sagt, daß die erste Person, die den Qur'an in Mekka vorgetragen hat, Abdallah ibn Mas'ud war. Warum hat sich der spätere Kalif Uthman ibn Affan geweigert, den Qur'an des Abdallah ibn Mas'ud anzunehmen?
  15. Warum sind die ersten Muslime nach Abessinien ausgewandert? Warum sind sie von dort zurückgekehrt?
  16. Welcher Streit entstand zwischen den muslimischen Flüchtlingen und dem Nadjaschi? Was sagten die Flüchtlinge über Christus?

Jeder Teilnehmer an diesem Test darf zur Beantwortung dieser Fragen jedes beliebige Buch, das ihm zur Verfügung steht, benutzen und jede ihm bekannte vertrauenswürdige Person fragen. Wir warten auf Ihre schriftlichen Antworten, inklusive Ihrer vollständigen Adresse auf Papier oder per e-mail. Wir beten für Sie zu Jesus, dem lebendigen Herrn, daß er Sie berufe, sende, leite, stärke, bewahre und mit Ihnen sei an jedem Tag Ihres Lebens!

Im Dienst Jesu verbunden
Abd al-Masih und Salam Falaki

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